§ 91 - Sportpark am Kocher; hier: Erhöhung des Zuschusses und Realisierung der Gegentribüne (öffentlich)
Sachvortrag:
Die bauliche Realisierung des Sportparks am Kocher schreitet voran. Anlässlich des Richtfestes am 01.04.2015 wurde auch mit der Betreibergesellschaft (TSG, Sportfreunde) über den Stand der Arbeiten, der Vergaben und des bisherigen Kostenrahmens gesprochen.
Gemäß der bisherigen Planung wurde nachfolgendes Budget vereinbart:
Gesamtkosten Brutto: 2,5 Mio. € ( netto 2,11 Mio.€)
Finanzierung: |
Zuschuss |
Stadt |
1.940.000 € |
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Zuschuss |
WLSB |
100.000 € |
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Eigenanteil |
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70.000 € |
Nach Auskunft der Betreibergesellschaft sowie des Architekten haben sich die Herstellungskosten um ca. 10 - 12 % erhöht. Ursachen für die Erhöhung der Baukosten waren:
1. Nach Durchführung des Wettbewerbs (Sportpark Auwiese) hat sich durch Festsetzung der Wasserbehörde die Hochwasserlinie HQ 100 im Bereich Auwiese verändert. Aus diesem Grunde musste das Gebäude sowie die Tribünenanlage um 30 cm angehoben werden. |
Mehrkosten ca. 30.000 € netto |
2. Entgegen den im Bauantrag getroffenen Annahmen war die Tragfähigkeit des Bodens nicht ausreichend, sodass zusätzliche Gründungskosten anfielen. |
Mehrkosten ca. 50.000 € netto |
3. Zum Zeitpunkt der Planung des Sportparks am Kocher und der damit verbundenen Kostenschätzungen wurde noch davon ausgegangen, dass es sich beim Sportpark am Kocher nicht um eine förmliche Versammlungsstätte handelt. Im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens konnte diese Annahme nicht mehr für das erste Obergeschoss und Tribüne aufrechterhalten werden. Daraus folgten Zusatzkosten für Brandschutz und Fluchtwege. |
Mehrkosten ca. 25.000 € netto |
4. Aufgrund neuer Sicherheitsbestimmungen in der Elektrik entfiel nach Abriss der alten Gebäude auch der Bestandsschutz für die Elektroinstallation der Flutlichtanlagen, für Haupt– und Nebenplätze, welches eine Neuverlegung der Kabelleitungen sowie der Sicherungskästen erforderlich machte. |
Mehrkosten ca. 50.000 € netto |
5. Abweichung von Ausschreibungsergebnissen insbesondere Heizung, Elektro, Lüftung und Sanitär |
Mehrkosten ca. 50.000 € netto |
6. Sonstige Mehraufwendungen im Ausstattungsbereich, Lautsprecheranlage |
Mehrkosten ca. 25.000 € netto |
Summe: |
Mehrkosten ca. 230.000 € netto |
Nach Besichtigung des Sportparks am Kocher im Rahmen des Richtfestes wurde es augenscheinlich, dass der Entwicklung des Sportparks mit Umkleide, Sportparkzentrum, sowie Haupttribüne eine unvollständige Entwicklung der Gesamtanlage darstellt.
Aus sportlicher Sicht wäre die einfache Herstellung der Gegengeraden mit Stehstufen und kleiner überdachter Tribüne sinnvoll und wünschenswert. Die Ausführung soll entsprechend der Haupttribüne mit vorgefertigten Betonstufen erfolgen.
Das Architekturbüro Mix hat auf Basis der Vergaben Haupttribüne eine Kostenkalkulation in Höhe von 240.000 € netto ermittelt. Diese teilt sich auf in Tribüne ohne Überdachung 185.000 netto sowie Überdachung Tribüne 55.000 € netto.
Aus Sicht der Verwaltung wäre es sicherlich richtig, zeitgleich mit der Fertigstellung der Haupttribüne auch die Gegengerade zu modernisieren, um so auch der Attraktivität der Gesamtanlage gerecht zu werden.
Entsprechend der Abrechnungsunterlagen wurden (Stand: April 2015) der Sportpark am Kocher GbR 900.000 € ausgezahlt. Einschließlich der Herstellung der Gegentribüne ergibt sich eine zusätzliche Investition in Höhe von ca. 470.000 € netto, ca. 560.000 € brutto.
Die Betreibergesellschaft Sportpark am Kocher (TSG und Sportfreunde) bittet die Stadt um Übernahme der Kosten abzüglich eines 10 %igen Eigenanteils.
Nach Oberbürgermeister Pelgrim ist das Projekt in der Umsetzung und stark vorangeschritten. Er geht nochmals auf die weder von der Stadt noch von der GbR verschuldeten Mehrkosten sein. Ein weiteres Thema ist die in der Diskussion stehende Sanierung der Gegentribüne. Oberbürgermeister Pelgrim gesteht, dass er insgeheim von einem höheren Herstellungsbetrag für die jetzt bereits umgesetzte Lösung ausgegangen ist. Man steht für den jetzt vorhandenen Sportpark kurz vor der Einweihung. Es herrscht Kostensicherheit. Oberbürgermeister Pelgrim hält es vertretbar, nun auch über eine Gegentribüne nachzudenken. Er möchte ein Provisorium vermeiden und sieht insbesondere auch in der Nutzung des Sportparks durch die Unicorns einen Grund, auch die Gegentribüne herzustellen, denn beim American Football stehen meist zahlreiche Spieler auf dem Feld - die Zuschauerinnen/ Zuschauer sollten zumindest die Möglichkeit haben, über diese Spieler hinweg zu sehen.
TSG-Präsident Hocher richtet seinen Dank an das Gremium. Er hält es für einen Vertrauensvorschuss, dass dieses Projekt in die Hände der Vereine gelegt wurde. Ein unvollständiges Stadion wäre eine schlechte Visitenkarte für die Stadt Schwäbisch Hall. Man empfängt im Rahmen der Spiele der Unicorns Gäste aus ganz Deutschland. Die Mehrkosten sind für ihn sehr ärgerlich, jedoch liegen sie bei 10 % im Rahmen des Erträglichen.
1. Vorsitzender der Sportfreunde Schwäbisch Hall e. V., Herr Lechner, möchte den Geist des Stadions vermitteln: Es handelt sich nicht nur um ein reines Football-Stadion, sondern das Stadion wird von mehreren Vereinen genutzt und soll eine Sportstätte der Begegnung für alle sein.
Stadtrat Reber wurde durch den Vorort-Termin von der Notwendigkeit der Gegentribüne überzeugt. Die CDU-Fraktion nimmt die Sorgen und Ängste der umliegenden Vereine, einer einseitigen Förderung von zwei Vereinen, wahr. Er erinnert daran, dass vor nicht all zu langer Zeit zwei Kunstrasenplätze für alle Vereine gebaut wurden. Die Unicorns machen Werbung für Schwäbisch Hall innerhalb ganz Deutschlands. Er sieht die Stadt in der Verpflichtung, adäquate Sportstätten zur Verfügung zu stellen.
Stadtrat Kaiser hält es für vernünftig und angemessen, für eine Stadt mit 38.000 Einwohnerinnen/ Einwohnern dem Verein eine angemessene Sportstätte zur Verfügung zu stellen. Hierzu gehört auch die Sanierung der Gegengeraden. Er drückt jedoch seinen Ärger darüber aus, dass der Gemeinderat durch die Bekanntgabe der Mehrkosten im Rahmen des Richtfestes in Zugzwang gesetzt wurde. Er ist der Meinung, dass diese Mehrkosten in Fachkreisen absehbar waren. Für die SPD-Fraktion ist klar, dass die Mehrkosten zu keiner Verzögerung der Sanierung des Hagenbachstadions führen dürfen. Auch geht SPD-Fraktion davon aus, dass es keine Erhöhungen der Hallenmieten im Bereich des Vereinssports geben wird.
Stadträtin Niemann erinnert an die äußerst knappe Entscheidung aus dem Jahr 2012 - diese wäre so vielleicht nicht getroffen worden, wenn damals schon das Ausmaß der Kosten bekannt gewesen wäre. Zudem war in der schriftlichen Vorlage zur Sitzung des Gemeinderats am 24.07.2013 (§ 168) ein Betrag von 1,1 Mio. € zur Sanierung der Osttribüne bereits enthalten. Nun hat man sich mit einer Kostensteigerung in Höhe von 1,2 Mio. € - was 70 % entspricht - auseinanderzusetzen. Die Stadt hat mit 2 Mio. € Zuschuss einen nicht unerheblichen Beitrag zur Förderung der Vereine geleistet. Ein nochmaliges Nachlegen in Höhe von 450.000 € kommt für sie und die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nicht in Frage. Ihre Fraktion sieht sich eher dem Schulsport im SZW verpflichtet.
Stadtrat Baumann hält den Vorwurf an den Architekten für nicht gerechtfertigt. Aufgrund der starken Nachfrage im Bausektor sind die Preise gestiegen. Eine Preissteigerung in Höhe von 10 % ist im Rahmen. Er pflichtet der CDU-Fraktion bei: Das Stadion entspricht nicht der Reputation der Stadt. Er fordert alle Vereine auf, zusammenzuhalten, anstatt sich dem Neid zu ergeben.
Auch Stadtrat Preisendanz fordert die Vereine zur vermehrten Zusammenarbeit auf. Er drückt der privaten Verantwortung bei Durchführung dieses Projekts seinen Respekt aus. Die Kostensteigerungen sind ärgerlich, jedoch hat es auch schon bei anderen Projekten viel größere Kostensteigerungen gegeben. Er unterstützt die Kultur im weitesten Sinne, wozu auch der Sport gehört. Die Stadt sollte darauf achten, eine attraktive Infrastruktur zu bieten - dies wirkt sich aus bis hin zur Personalgewinnung für Firmen und Unternehmen.
Auch Stadträtin Koch kritisiert die Kostensteigerung. Die Sport- und Freizeitanlage Weilerwiese wurde seinerzeit aufgrund von Kostensteigerungen gestoppt. Sie sieht die Glaubwürdigkeit der Verwaltung auf dem Spiel.
Stadtrat Rempp erinnert an seinen Antrag, die Sportförderung für alle Vereine maßvoll anzuheben. Damals wurde er von der Verwaltung auf den nächsten Doppelhaushalt vertröstet. Mit dem jetzt hier diskutierten Betrag könnte für die nächsten zehn Jahre eine Anhebung der Sportförderung von 25 % finanziert werden. Auch bei Anschaffung eines Spindelmähers für den Eigenbetrieb Werkhof wird von der Verwaltung immer gesagt, dass es hierfür kein Geld gäbe - er wird dem Beschlussantrag der Verwaltung nicht folgen.
Oberbürgermeister Pelgrim schließt die Diskussion - er war über die Kostenmehrung stets informiert, hat jedoch für sich entschieden, erst am Ende des Projekts mit den Mehrkosten in den Gemeinderat zu gehen. Die Sanierung der Laufbahn bzw. des Hagenbachstadions steht nun als nächster Schritt auf der Agenda. Die Ausschreibung Weilerwiese wurde nur deshalb aufgehoben, weil nur eine Bieterfirma zu einem überhöhten Preis ein Angebot abgegeben hat.
Beschluss:
Die Stadt erhöht den Zuschussrahmen entsprechend der nachgewiesenen Aufwendungen für Sportpark und der Realisierung der Gegentribüne einschließlich Tribünendach um max. 450.000 €.
(27 Ja-Stimmen, 6 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung)