§ 7 - Projektpartnerschaft in Namibia: Bericht über den Einsatz von Herrn Dieter Müller im Rahmen des Senior Expert Service (SES) (öffentlich)

Aus Ratsinformationssytem Schwäbisch Hall
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Sachvortrag:

In seiner Sitzung am 13.10.2014 begrüßte der Gemeinderat der Stadt Schwäbisch Hall die Bemühungen der Stadtverwaltung, eine Projektpartnerschaft mit der Stadt Ondangwa in Namibia sowie daran anknüpfende Kooperationen, insbesondere mit der Waldorfschule Windhoek, zu vertiefen.

Zur Unterstützung der Identifizierung und Konkretisierung möglicher Projekte in Namibia wurde seitens der Stadtverwaltung der Haller Bürger Herr Dieter Müller angesprochen, ob er im Rahmen seines anstehenden Einsatzes als „Senior Expert“ des Senior Expert Service in Namibia Recherchen zu möglichen Projektansätzen durchführen könnte.

Der Senior Expert Service (SES) mit Sitz in Bonn ist die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH und eine gemeinnützige Gesellschaft. Er bietet interessierten Menschen im Ruhestand die Möglichkeit, ihre Kenntnisse und ihr Wissen an andere im Ausland und in Deutschland weiterzugeben. Ehrenamtlich tätige Senior Experten fördern insbesondere die Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften.

In Abstimmung zwischen Stadt Schwäbisch Hall, SES, Stadt Ondangwa und Waldorfschule Windhoek absolvierte Herr Dieter Müller vom 12.11. bis zum 30.11. 2014 einen Einsatz in Windhoek sowie im Norden Namibias (Ondangwa, Eenhana und Nakayele). Die Kosten für diesen Experteneinsatz übernahm überwiegend der SES. Die Stadt Schwäbisch Hall übernahm die Kosten für Transfers innerhalb Namibias von und nach Ondangwa sowie weitere Nebenkosten, insgesamt ca. 800 €.

Herr Müller erstellte während seines Aufenthaltes vor Ort einen detaillierten Bericht über die vorgefundenen Bedingungen und Kooperationsmöglichkeiten, insbesondere in Ondangwa und an der Waldorf School Windhoek. Eine Übersicht der Recherche ergibt sich aus der Anlage.

Konkrete Ansatzpunkte für Projekte in und um Ondangwa werden von Herrn Müller außerhalb der Einflusssphäre des City Councils Ondangwa sowie einer bereits bestehenden finnischen Partnerschaft (Missionare) gesehen, u. a. im Aufbau eines Schlachthofes (eventuell in Zusammenarbeit mit BESH?) oder im medizinischen Bereich (Ärzteaustausch mit dem evangelisch-lutherischen Krankenhaus Onandjokwe).

Es zeigte sich für den Experten vor Ort in Ondangwa, dass die im Vorfeld angedachten   Ideenansätze für Unterstützung beispielsweise in den Bereichen Stadtplanung, Verwaltungsorganisation, Energiemanagement oder Abfallmanagement bereits durch die finnische Partnerschaft abgedeckt wird, auch wenn hier nur wenige konkrete Ergebnisse sichtbar sind. Mehr oder weniger direkte oder indirekte finanzielle bzw. monetäre Hilfen (auch Hilfe zur Selbsthilfe) waren und standen nicht im Blickpunkt der angestrebten Partnerschaft, so dass ein Aufbau einer möglichen Partnerschaft über diesen Weg nicht im Interesse der Stadt ist.

Um Hilfe und Expertenwissen im Rahmen einer anzustrebenden Partnerschaft mit und in Namibia aufzubauen, bietet sich nach Auffassung von Herrn Müller deshalb viel eher der Aufbau einer sog. Projektpartnerschaft in Zusammenarbeit mit der Waldorfschule in Windhoek (WSW) und in Verbindung mit der NTA (National Training Authority) an, s. a. ANLAGE.

Die WSW engagiert sich aktuell sehr intensiv in enger Zusammenarbeit mit der NTA (und dem namibischen Bildungsministerium), für den Aufbau von Berufsschulen (in Windhoek an der WSW und im Norden in Eenhana und Nakayele) mit dem Ausbildungsziel für Elektro- und Solaranlagenbau (hier gegebenenfalls Ansatzpunkte für Stadtwerke Schwäbisch Hall). Mit dem Ausbau dieser Ausbildung verfolgt Namibia zwei Zielrichtungen; zum einen der quantitative und qualitative Ausbau von Ausbildungsplätzen für Jugendliche im Land und zum anderen die Forcierung des Ausbaus der Solartechnologie zur primären, dezentralen Energieerzeugung.

Die identifizierten Projektansätze werden in einem nächsten Schritt zwischen den Beteiligten (u.a. Stadt Schwäbisch Hall) besprochen und – wo erfolgsversprechend – konkretisiert. In diesem Zusammenhang werden auch weitere mögliche Partner (z.B. Bäuerliche Erzeugergemeinschaft, Stadtwerke) von der Stadt Schwäbisch hall angesprochen.

Nach den vorliegenden Informationen steht für Ende Januar 2015 ein weiterer Einsatz eines Senior Expert aus der Region in Namibia an. Hierbei handelt es sich um den ehemaligen Schulleiter der Freien Schule Anne-Sophie in Künzelsau. Dieser unterstützt insbesondere die Freie Waldorfschule in Windhoek beim Aufbau Beruflicher Bildung und in der Schulentwicklung. Die Stadt Schwäbisch Hall wird sich auch hier darum bemühen, weitere Erkenntnisse aus diesem Aufenthalt zu gewinnen.

Anlage: Übersicht Recherche

 

 

Herr Müller berichtet von seinen Eindrücken in Namibia. Die ursprünglich angedachte Projektpartnerschaft mit Ondangwa hält er für nicht sinnvoll. Ondangwa hat bereits starke finnische Partnerschaften, die historisch geprägt sind, z. B. Stadtplaner, finnische Berater für das Rechnungswesen, Architekten usw. Auch wenn hieraus sich wenig entwickelt hat, hält er den Aufbau von Doppelstrukturen für nicht sinnvoll.
In Windhoek dagegen bietet sich eine Projektpartnerschaft mit der Waldorfschule Windhoek an. Diese Waldorfschule verfügt sowohl über verlässliche Strukturen als auch über gute Verbindungen zu übergeordneten Behörden. In Namibia werden Themenfelder wie Bildung bzw. der Ausbau von Energie zentral über die jeweiligen Ministerien gesteuert. Folgende Themenfelder der Zusammenarbeit sind denkbar:

  1. Das Ausfindigmachen von Ausbildern und Jugendlichen aus Namibia, die für Praktika in Deutschland - evtl. verbunden mit einem Sprachkurs am Goethe-Institut - in Frage kommen.
  2. Temporäre Entsendung von deutschen Ausbilderinnen/ Ausbildern bzw. Lehrerinnen/ Lehrern nach Namibia.
  3. Bereitstellung von Equipment u. ä. durch die Deutschen.

Herr Müller hält dies für einen vielversprechenden Weg. Die Zusammenarbeit in Bildung und Energie würde auch zur Bildungs- und Wirtschaftsstadt Schwäbisch Hall passen.

Stadtrat Dr. Graf von Westerholt begrüßt das Engagement in die berufliche Bildung. Dies ist ein guter Ansatz, auch die Örtlichkeit ist gut gewählt.

Stadtrat Schorpp begrüßt die von Herrn Müller o. g. konkrekten Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Waldorfschule Windhoek. Doppelstrukturen in Ondangwa scheiden für ihn aus. Die entwicklungspolitische Verantwortung für Länder in Afrika sollte auf mehrere Verantwortliche (Bund, aber auch kommunal) verteilt werden. Mit der Erweiterung des Beschlussantrages Nr. 2 stellt sich für ihn jedoch noch Frage: Welche städtische Stelle soll die Federführung übernehmen? Die Auswahl der Projekte soll sowohl im BSSK als auch im VFA beraten werden. Transparenz ist für die Akzeptanz einer solchen Projektpartnerschaft unerlässlich.

Stadtrat Härtig bestätigt die soziale und materielle Verpflichtung gegenüber Afrika und speziell Namibia. Die von Herrn Müller vorgestellten Maßnahmen sind das beste und konkreteste, was bisher zu dieser Thematik vorgestellt wurde. Das Engagement in berufliche Bildung wurde bereits von anderen Entwicklungshilfeträgern in den Fokus genommen. Das Engagement der Stadt Schwäbisch Hall erscheint sehr nebulös und von Zufällen geprägt. Er bittet nochmals darum, auch Alternativen - wie z. B. Ghana - in den Entscheidungsporzess mit einzubeziehen. Solle wie unter Nr. 2 des Beschlussantrags festgelegt, 1 % des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der SHB für die Projektarbeit verwendet werden, möchte er im Vorfeld die Projekte benannt und eine saubere Entscheidung im Gemeinderat haben.

Stadtrat Baumann berichtet von seinen Erfahrungen aus Namibia: Er hat dort engagierte Leute getroffen, die bereit waren sich für eine Sache einzusetzen und die teilweise schon über entsprechende Kontakte in die Zentralverwaltung verfügten. Diesen Projekten hat schlicht das Geld gefehlt und er hält es für sinnvoll, dort zu investieren. Von Gießkanne oder undurchsichtigen Strukturen hält er nichts.

Nachdem Windhoek und Ondangwa ca. 1.000 km von einander entfernt liegen, regt Stadtrat Preisendanz an, sich zunächst auf einen Ort zu konzentrieren.

Oberbürgermeister Pelgrim fasst zusammen:
Er hält die Waldorfschule Windhoek für einen verlässlichen Ansprechpartner vor Ort für eine Projektpartnerschaft beruflicher Art. In einem zweiten Schritt soll diese Projektpartnerschaft nach Norden - wo die Mehrheit der Bevölkerung wohnt - ausgedehnt werden. Mit Odangwa besteht zwar ein nicht bindender Letter of Intent, aufgrund der Schwäche der Verwaltung und dem Engagement Finnlands soll jedoch vorerst von einer Projektpartnerschaft abgesehen werden. Das Thema Ondangwa wird im zweiten Schritt jedoch wieder auf die Stadt zukommen, da sich dort der wichtigste Flugplatz für den Norden Namibias befindet.
Der Beschlussantrag kann durchaus um Punkt 3 ergänzt werden: Die Auswahl der Projekte entscheidet der VFA. Es erfolgt ein Bericht an den Gemeinderat.
Bis zur Durchführung der Feinjustierung soll die Anbahnung von Projektpartnerschaften in Namibia in der Zentralen Steuerung, bei dem persönlichen Referenten des Oberbürgermeisters, angesiedelt werden. Die Zeit ist noch nicht reif, die Projektpartnerschaften in der Stabstelle „Städtepartnerschaften“ anzugliedern.
Von der Aufweichung der bisherigen Überlegungen und dem erneuten Beginn mit einem anderen Land, z. B. Ghana, wird abgesehen. Oberbürgermeister Pelgrim möchte nun die ersten Projektpartnerschaften mit der Waldorfschule Windhoek in die Wege leiten.

Beschluss:

  1. Es wird angestrebt, die in der Auswahl befindlichen Projektpartnerschaften in Namibia zu konkretisieren und zu vertiefen.
  2. Jährlich 1 % des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der SHB wird für Projektpartnerschaften in Namibia verwendet (2015: ca. 55.000 €).
  3. Die Auswahl der Projekte entscheidet der VFA. Es erfolgt ein Bericht an den Gemeinderat.

(einstimmig - 30 -)

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