§ 167/1 - Fragestunde: „Erzieher schlagen Alarm - Mitarbeiter klagen über hohen Druck in städtischen Kindergärten/ Kritik an Infans“- HT-Bericht vom 23.07.2016 - (öffentlich)
Sachvortrag:
s. a. Bitte von StR Kaiser zu Beginn der Sitzung
Oberbürgermeister Pelgrim informiert, dass er über den o. g. Presseartikel überrascht war. Er und Fachbereichsleiter Hauptverwaltung Wunderlich praktizieren eine Personalpolitik der offenen Türen. Bei Problemen kann jederzeit darüber gesprochen werden. Ein anonymer Hinweis an die Presse ist nicht dazu geeignet, eine Problemlösung herbeizuführen.
Auch Erste Bürgermeisterin Wilhelm sieht keinen Grund, sich anonym an die Presse zu wenden. Durch Coaching bzw. externe Experten gibt es eine Plattform, auf der fachlich qualifizierte Kritik geübt werden kann. Diese Kritik wird vom Fachbereich wie auch von ihr selbst sehr ernst genommen. Zum „Redeverbot“ ist zu sagen, dass sämtliche Anfragen über die Pressestelle beantwortet werden. Dies gilt für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt und auch in Unternehmen der freien Wirtschaft ist dies übliche Praxis. Erste Bürgermeisterin Wilhelm zeigt sich insbesondere sehr schockiert hierüber, dass angeblich fiktive Berichte über Kinder gefertigt wurden; diese müssen als Fälschung bezeichnet werden. Durch diese Fälschungen wird der ganze erzieherische Bereich der Stadt in ein schlechtes Licht gerückt. Die Erzieherinnen und Erzieher haben nun Sorge, dass ihre Arbeit in Frage gestellt wird, insbesondere was die Beobachtungen am Kind betreffen. Sie haben große Befürchtungen, dass die Eltern ihren Dokumentationen nicht mehr vertrauen.
Die im HT-Bericht vorgebrachte Kritik an Infans ist zu pauschal und undifferenziert. Es werden komplexe Sachverhalte - wie der Fachkräftemangel - in kausalem Zusammenhang mit einem pädagogischen Handlungskonzept gesetzt. Die Dokumentation von Beobachtungen ist keinesfalls ein Alleinstellungsmerkmal des Handlungskonzepts Infans, sondern verbindlicher Inhalt des Orientierungsplans.
Der pauschale Vorwurf des Mobbings kann nur sehr schwer entkräftet werden.
Es ist richtig, dass die Fluktuation in den Tageseinrichtungen für Kindern zugenommen hat. Die 38 angeblich freien Stellen sind eine reine Erfindung; in den letzten drei Wochen gab es sechs offene Stellen bedingt durch ein Beschäftigungsverbot während der Schwangerschaft. Es gibt keine vakante Stelle durch Kündigung.
Es ist ebenfalls richtig, dass die Anforderungen an die Erzieherinnen/ Erzieher gestiegen sind. Die Stadt wird Strategien entwickeln, an der Kompensation zu arbeiten.
Erste Bürgermeisterin Wilhelm ist gerne bereit, sich der Kritik zu stellen und auch entsprechende Maßnahmen zu treffen. Sie steht - wie im HT-Bericht erwähnt - nach wie vor hinter dem pädagogischen Handlungskonzept Infans, dieses muss jedoch zwingend fortgeschrieben werden. Die Verwaltung wird im Herbst hierzu eine Sitzungsvorlage vorlegen.
Stadtrat Kaiser fragt, ob die anonyme Hinwendung von Erzieherinnen/Erzieher an das HT aus der Not heraus gemacht wurde. Sind der Verwaltung Beschwerden von Erzieherinnen/ Erziehern bekannt?
Die wird von Erste Bürgermeisterin Wilhelm verneint. Sie führt hierzu laufend Gespräche und auch dem Personalrat ist hierüber nichts bekannt.
Stadtrat Baumann wundert die Kritik nicht, zumal das pädagogische Handlungskonzept Infans sehr umstritten ist. Bei 600 Mitarbeiterinnen/ Mitarbeitern ist es normal, dass ein paar wenige mit den betrieblichen Vorgaben nicht einverstanden sind. Kein Vorgesetzter kann die Hand dafür ins Feuer legen, dass alle seine Mitarbeiterinnen/ Mitarbeiter mit den Vorgaben zufrieden sind.
Oberbürgermeister Pelgrim stellt klar, dass Erste Bürgermeisterin Wilhelm wie auch die Fachbereichs- und Abteilungsleitungen dafür verantwortlich sind, Vorgaben zu machen und dafür auch zu sorgen, dass diese umgesetzt werden. Es kann nicht so sein, dass jede/jeder gerade macht, was sie/er will.
Stadträtin Härterich ist der Ansicht, dass der HT-Bericht beweist, dass etwas im Argen liegt. Sie befürchtet, dass Erzieherinnen/ Erzieher Angst haben, ihre Überlastung einzugestehen, denn damit setzen sie sich der Gefahr aus, für nicht belastbar/geeignet für diesen Beruf gehalten zu werden.
Dem hält Oberbürgermeister Pelgrim die Statistik entgegen: In Baden-Württemberg und auch in Schwäbisch Hall hat man die beste Personalquote bundesweit. Da fragt man sich schon, wie die anderen Bundesländer mit ihren Anforderungen zurecht kommen.
Stadträtin Koch ist der Ansicht, dass das pädagogische Handlungskonzept nichts mit dem Entwicklungsstand der Kinder zu tun hat. Man kann auch nicht die gesamte Erziehung an das pädagogische Personal abgeben. Für einen Großteil der Erziehung sind auch die Eltern verantwortlich.
Stadträtin Bergmann versteht unter dem pädagogischen Konzept Infans eine grobe Richtlinie; jede Erziehungseinrichtung wird sich hieraus ihr eigenes Konzept entwickeln und ganz individuelle Bausteine haben.
Dies wird von Oberbürgermeister Pelgrim so bestätigt. So war auch die Beschlussfassung bei der Einführung von Infans.
Auch Erste Bürgermeisterin Wilhelm bestätigt den Ermessensspielraum der Einrichtungen. Zum Vorwurf zur überbordenden Bürokratie merkt sie an, dass die Kontaktzeit gemäß Orientierungsplan bei einer Vollzeitkraft auf 30 Wochenstunden, und die Verfügungszeit auf 9 Wochenstunden festgelegt ist.