§ 75 - Umsetzung Sportstättenkonzept: Neubau Kunstrasenplätze in den Schulzentren Ost und West (öffentlich)

Aus Ratsinformationssytem Schwäbisch Hall
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Sachvortrag:

Der Neubau der beiden Kunstrasenplätze im Schulzentrum Ost und West wurde in einem dafür gegründeten Arbeitskreis unter der Begleitung des Ingenieurbüros Plankonzept vorbereitet.

In wöchentlichen Abständen fanden vier Arbeitssitzungen, an denen regelmäßig Vertreter des Fachbereichs Jugend, Schule und Soziales, der Vereine TSG, Sportfreunde Schwäbisch Hall, Stadtverband für Sport, des Fachbereichs Revision (Teilnahme an zwei Sitzungen), sowie Vertretern des Fachbereichs Planen und Bauen teilgenommen haben.

In diesem Arbeitskreis wurden unter Beteiligung der Genannten die technische und konzeptionelle Ausgestaltung sowie die quantitative und qualitative Ausformung der Plätze vereinbart. Hierzu wurden unter der fachtechnischen Anleitung des Ingenieurbüros Plankonzept verschiedene Varianten über den grundsätzlichen Aufbau des Platzes sowie der qualitativen Ausgestaltung des Kunstrasens diskutiert.

Zur Verbesserung der Beurteilung wurde im Rahmen einer eintägigen Exkursion fünf verschiedene bereits gebaute Sportanlagen besichtigt. Vor Ort erhielten die Teilnehmenden der Besichtigungsfahrt eingehende Instruktionen von den jeweils verantwortlichen Vereinen.

Im Rahmen dieses Prozesses konnte mit den Teilnehmenden eine Konzeption unter besonderer Berücksichtigung der Aspekte Kosten und Qualität festgelegt werden. Dieses Konzept wird im Einzelnen wie folgt vorgestellt:

 

A Aufbau des Platzes

Grundsätzlich gibt es für die Ausführung eines Kunstrasenplatzes zwei unterschiedliche Systeme. Es wird zwischen einem ungebundenen und einem gebundenen Aufbau unterschieden. Der ungebundene Aufbau ist dadurch gekennzeichnet, dass das Kunstrasenvlies direkt auf einer Schotterschicht aufgelegt wird.

Der gebundene Aufbau ist dadurch gekennzeichnet, dass auf dem Schotter eine dynamische Gummischicht aufgebracht wird, auf die dann das Kunstrasenvlies gelegt wird.

Der gebundene Aufbau ermöglicht eine sehr glatte homogene Fläche des Kunstrasens. Beim ungebundenen Aufbau sind Verdrückungen und Veränderungen der Oberfläche nicht auszuschließen, da die stabilisierende Kunststoffschicht zwischen Schotterschicht und Kunstrasenvlies fehlt. Dafür ist der ungebundene Aufbau deutlich kostengünstiger; bei einer herkömmlichen Ausführungsart eines Platzes in einer Größenordnung von 60 x 90 m ist eine Kostendifferenz zum gebundenen Aufbau von ca. 100.000,- € zu erwarten.
In Deutschland werden überwiegend Plätze mit einem gebundenen Aufbau hergestellt. Plätze mit ungebundenem Aufbau sind nur wenige vorhanden, da diese Ausführungsart bislang nicht den einschlägigen Vorschriften entsprach und erst mit der Nivellierung des EU-Rechtes in Deutschland eingeführt werden konnte.

Aus Nutzersicht wird dem ungebundenen Aufbau eine leicht natürlicher wirkende Oberfläche attestiert. Deutliche Vorteile hat der gebundene Aufbau dafür im Hinblick auf die Homogenität der Oberfläche. Wie bereits erläutert bestehen nur wenig Erfahrungen mit der Veränderung der Oberfläche bei ungebundenen Aufbauten. Zwischenzeitlich wurde vom WLSB mitgeteilt, dass eine Förderung des ungebundenen Aufbaus nicht möglich ist.

 

B Kunstrasen

Für die Ausführung des Kunstrasens gibt es mehrere verschiedene Formen. Zu nennen sind

1. der gekräuselte Belag,

2. die glatte Faser,

3. die gesplisste Faser.

Die gekräuselte Faser hat zwar einen sehr stabilen Aufbau und gilt als pflegeärmer, ist jedoch - was die Annäherung an ein natürliches Rasenfeld anbetrifft - weiter entfernt. Der Arbeitskreis hat diese Ausführung sehr früh verworfen. Die Besichtigung vor Ort hat an diesem Eindruck nichts verändert, sondern den Eindruck verstärkt.

Die gesplisste Faser legt sich im Lauf der Zeit über das System und schließt es ab.

Die Ausführung in glatter, gesplisster Faser hat einen rasenähnlichen Aufbau zur Folge und wurde von allen Teilnehmenden als die für den Spielbetrieb ideale Ausführung bewertet. Der Preisunterschied zwischen einer gesplissten Faser und einer glatten Faser ist nur marginal.

 

C Granulat

Grundsätzlich verhält es sich so, dass die Granulateinfüllung die Eigenschaften des Spielfeldbelages verbessert im Hinblick auf Hautfreundlichkeit, Drehfreudigkeit und sie stabilisiert die Fasern.

Grundsätzlich gibt es vier verschiedene Granulatausführungen:

  1. Altreifengummi

  2. ummanteltes Reifengummi

  3. EPDM-Kautschuk

  4. TPE-Kunstoffgranulat

Im Arbeitskreis wurde die reine Gummiform (1.) aufgrund der langanhaltenden Geruchsbeeinträchtigungen verworfen. Die Kautschuk- und Kunststoffgranulatausführung wurde ebenfalls aus Kostengründen nicht weiter verfolgt, sodass die ummantelte Reifengummiversion zur Auswahl kam.

 

D Platzgrößen

Gemäß den Richtlinien des WFV beträgt die Mindestgröße für Fußballplätze 60 x 90 Meter. Auf der Ebene Fußballbund und UEFA haben sich Spielfelder in einer Größe von 68 x 105 Meter durchgesetzt. Da die Spielfelder primär für den Trainingsbetrieb genutzt werden und häufig das Spielfeld in zwei Felder für den Trainingsbetrieb aufgeteilt wird, schlägt die Verwaltung in Abstimmung mit den Vereinen eine Platzgröße von 64 x 100 Meter vor. Diese Platzgröße lässt einen deutlich intensiveren Trainingsbetrieb zu.

Im Schulzentrum West gibt es bisher einen Trainingsplatz, der eine nutzbare Größe von 60 x 90 Meter aufweist. Dieser Platz ist überwiegend (ca. 80 %) für den Trainingsbetrieb und teilweise auch für den Spielbetrieb der Unicorns vorgesehen. Das Spielfeld für American Football hat eine Mindestbreite von 45 Meter und eine Länge von ca. 107 Meter. Nachdem auf diesem Platz jedoch auch der Trainingsbetrieb für den Fußball möglich sein muss (Trainingsbetrieb SV Gailenkirchen, SSV Schwäbisch Hall), wird vorgeschlagen, eine Platzgröße von 60 x 105 Metern zu realisieren. Somit kann auf diesem Platz entsprechend den Vorgaben des Verbandes American Football, als auch herkömmlicher Fußball gespielt werden.

 

E Besichtigungsfahrt Saarbrücken

Bezüglich der ungebundenen Bauweise fand eine Exkursion mit den Mitgliedern des Arbeitskreises nach Saarbrücken statt. Der Kunstrasenaufbau besteht aus einer glatten und gesplissten Faser, die Granulatfüllung besteht aus SBR-Altreifengummi. Hier wurde ein Kunstrasenplatz der allerdings ausschließlich für American Football genutzt wurde besichtigt. Das Ergebnis war für die weitaus überwiegende Zahl der Mitglieder des Arbeitskreises so überzeugend, dass dem Gemeinderat für den Platz im Westen eine ungebundene Bauweise empfohlen werden kann. Der Platz wird überwiegend durch die Football-Spieler genutzt (ca. 80 %). Aus diesem Grunde kann der erhöhte Anspruch an die hohe Ebenflächigkeit reduziert werden.

Bei der ungebundenen Bauweise erfolgt die Granulatfüllung mit SBR-Altreifengummi, bei der gebundenen Bauweise wird mit einem umhüllten Granulat verfüllt.

Die Ausführung in ungebundener Bauweise hat die Folge, dass vom WLSB eine Förderung nicht erfolgen kann. Dies möglich wegfallenden Zuschussmittel werden aber durch die deutliche Kosteneinsparung mehr als kompensiert.

 

Oberbürgermeister Pelgrim berichtet von Ausfahrten und Besichtigungen des Arbeitskreises. Die TSG Unicorns bevorzugen eine Ausführung mit einem ungebundenen Aufbau - diese Variante ist günstiger, wird jedoch vom WLSB nicht bezuschusst.

Fachplaner Haas, Plankonzept, äußert sich zum Zeitpunkt wie folgt:
Im Westen kann sofort ausgeschrieben werden und der Platz bis Herbst 2013 bespielbar sein. Im Osten darf die Ausschreibung erst dann erfolgen, wenn die Zuschussfreigabe durch den WLSB erfolgt ist. Für den Osten schlägt er vor, die Ausschreibungsunterlagen vorzubereiten und sofort nach Äußerung des WLSB auszuschreiben.

Stadtrat Reber hält den Zuschuss für wichtig und möchte nur ungern darauf verzichten.

Oberbürgermeister Pelgrim teilt mit, dass sich der Zuschuss zwischen 70.000 und 100.000 € bewegt. Wann die Zuschussgelder fließen ist völlig unklar, da die Finanzmittel des WLSB um ein vielfaches überzeichnet sind.
Er bittet in den Dimensionen und dem Aufbau der Kunstrasenplätze sich dem Votum der Vereine anzuschließen.

Stadtrat Dr. Pfisterer wird hinsichtlich seiner Auffassung, dass TSG und Sportfreunde in der Zuschussabwicklung die Platzhalter der Stadt sind, bestätigt. Die Durchführung erfolgt unter enger Beteiligung der städtischen Fachbereiche.

Stadtrat Baumann hält die Größe der Kunstrasenplätze im Vergleich zu den Spielligen für angemessen.

Stadträtin Herrmann kündigt an, dass sie die Lösung der Vereine mitträgt. Sie hinterfragt, ob die Kosten der Kunstrasenplätze gehalten werden können, wie hoch die Lebensdauer der Kunstrasenplätze ist, wie viel an jährlicher Unterhaltung hierfür anfällt und wie die Markierungen in den Kunststoffbelag eingearbeitet sind.

Fachplaner Haas erläutert, dass die Linien in Streifen dauerhaft eingearbeitet sind. Die Lebensdauer eines Kunstrasenplatzes beträgt ca. 15 Jahre oder 20.000 Spielstunden. An Unterhaltungskosten müssen pro Jahr ca. 10.000 € Pflegeaufwand investiert werden.

Beschluss

- Empfehlung an den Gemeinderat -

Die Ausführungen der Verwaltung werden zustimmend zur Kenntnis genommen. Die  Sportfreunde Schwäbisch Hall und die TSG Schwäbisch Hall werden autorisiert, in Kooperation mit der Verwaltung, diese Platzflächen entsprechend dem Leistungsbeschrieb auszuschreiben. Über das Ergebnis wird zur weiteren Beschlussfassung berichtet.
(einstimmig - 20 -)

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