§ 51 - Neukonzeption Weihnachtsmarkt 2011 (öffentlich)
Sachvortrag:
Trotz erneutem Bemühen aus Teilen der „Händlerschaft Gelbinger Gasse“ + Eigenbetrieb Touristik und Marketing Schwäbisch Hall und erheblichem personellen und finanziellem Aufwand konnte das Image sowie das tatsächliche Angebot des Weihnachtsmarktes in der „Gelbinger Gasse“ auch 2009 nicht verbessert werden. Soll sich dies ändern, ist dies nur durch eine Standortverlagerung möglich. In vielen anderen Städten wie beispielsweise Esslingen, Ludwigsburg und Nürnberg sind die Weihnachtsmärkte auf den Marktplätzen in den letzten Jahren zu Besuchermagneten geworden - mehr als eine Million Besucherinnen und Besucher kommen jedes Jahr alleine nach Esslingen. Auch der Marktplatz in Schwäbisch Hall bietet, bedingt durch die angrenzenden historischen Gebäude und Gassen und die große Treppe, ein ideales Ambiente für einen romantischen Weihnachtsmarkt.
Viele Besucherinnen und Besucher, Bürgerinnen und Bürger sowie in diesem Jahr auch erstmalig Händler der „Gelbinger Gasse“ regten an, den Weihnachtsmarkt auf den Marktplatz zu verlagern. Um die Attraktivität allgemein zu steigern, wurden folgende Eckpunkte festgelegt:
- Einbindung von Hall aktiv e. V.
- Standort Marktplatz
- Verkürzung der Weihnachtsmarktzeit auf 16 Tage
- Bühne auf dem Marktplatz
- Strenge Teilnahmekriterien + Kontrolle
- gestaffelte Standgebühren nach Umsatz
Die Marktbeschicker/-innen des Haller Wochenmarktes sind eine wichtige Institution in Schwäbisch Hall. Der Wochenmarkt bringt der Innenstadt Flair, viele Kundinnen und Kunden und die Belebung am Mittwoch und am Samstag auf dem Marktplatz. Vor 4 Jahren fand in den Wintermonaten der Wochenmarkt noch in der Haalhalle statt. Dies ist nun aus Platzgründen nicht mehr möglich. Die Marktbeschicker/-innen haben sich daraufhin auch für die kalte Jahreszeit auf dem Marktplatz eingerichtet und sich dafür beheizbare Plastikzelte angeschafft. Bisher waren die Marktbeschicker/-innen aber nicht für einen Umzug zu gewinnen. Nachdem im neuen Kocherquartier nun zwei neue Plätze geschaffen wurden, wird nun eine saisonale Verlagerung der Marktbeschicker/-innen vorgeschlagen. Eine saisonale Verlagerung des Wochenmarktes brächte auch für die Wochenmarktbesucher/-innen Vorteile, vor allem im Bezug auf eine bessere Erreichbarkeit durch Bus und Auto sowie ein bequemeres Einkaufen auf einem ebenen Platz – im Vergleich zum Gefälle am Marktplatz, was Markteinkäufe, besonders im Winter, beschwerlich macht.
Das Ziel ist es, einen touristisch attraktiven Weihnachtsmarkt mit Alleinstellungsmerkmal und Magnetfunktion in Schwäbisch Hall zu etablieren und dadurch sowohl einen Kaufkraftabfluss in der Weihnachtszeit zu verhindern, als auch die Besucherzahlen im Winter zu steigern. Im Dezember liegen die Übernachtungszahlen bei lediglich 12.000 Gästen, was im Vergleich zum Juli mit 22.000 Gästen sehr wenig ist. Schwäbisch Hall bietet im Winter nur wenige Attraktionen für touristische Gäste und der Entwicklung soll mit einem attraktiven Weihnachtsmarkt entgegen gewirkt werden.
Der Weihnachtsmarkt soll im Zeitraum vom 02. – 18.12.2011 stattfinden. Der Marktplatz bietet Platz für ca. 50 Weihnachtsmarkthütten. Da die Händlerinnen und Händler der „Gelbinger Gasse“ den Weihnachtsmarkt nicht entbehren möchten, könnten dort kulinarische Stände als Ergänzung etabliert werden.
Um den Weihnachtsmarkt noch etwas publikumswirksamer gestalten zu können, sollen besondere Attraktionen angeboten werden. Angedacht ist zum Beispiel:
- Eröffnungsritual/Auftaktveranstaltung
- eine Kooperation mit den Freilichtspielen, um eine Verbindung zwischen Spielzeug und Spiel, beispielsweise durch eine Theateraufführung, herzustellen.
- Eine Eisenbahnmodellanlage oder eine Tierausstellung von Steiff im Foyer des Rathauses, eine Spielzeugausstellung im Hällisch-Fränkischen Museum
- Spielnachmittage im Schlachthaus
- Kinderbetreuung
- eine Eisenbahn zum Mitfahren für die Kinder und ein historisches Karussell
- Die Möglichkeit, die alten Häuser am Marktplatz zu besichtigen, evtl. offene Keller
Ein wichtiges Kriterium im Konzept des Weihnachtsmarktes ist ein durchdachtes Programm für Kinder, um so eine höhere Besucherfrequenz zu bewirken.
Die Marktbeschicker/-innen werden dazu angehalten, ihre Hütten selbst mitzubringen und aufzubauen. Dazu werden strenge Kriterien (wie z. B. Holzhütten, keine Plastikfolien, keine Beschallung, ausschließlich echtes Grün, keine Lichterketten) erarbeitet, deren Einhaltung unverzichtbar ist. An allen Ständen ist auf eine hohe Qualität der Produkte und des Service zu achten, so soll z. B. auf Billigprodukte verzichtet werden. Händlerinnen und Händler, die diese Kriterien in der Vorauswahl nicht erfüllen, werden nicht zum Markt zugelassen. So kann ein einheitliches Bild geschaffen werden. Stadteigene Markthütten werden nicht mehr angeboten, da diese schon sehr alt sind und durch den Aufbau sehr hohe Kosten verursachen. Eine Anschaffung neuer Hütten ist nicht rentabel. Um den Händlerinnen und Händlern nicht zu viel abzuverlangen, werden die Mieten als Staffelpreise angeboten. So muss z. B. eine Händlerin oder ein Händler mit einem gastronomischen Angebot eine höhere Miete bezahlen, als ein/e Beschicker/in mit Strohsternen.
Kostenschätzung Weihnachtsmarkt 2011
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2009 | 2011 |
Gesamtkosten | 50.000,00 € | 55.929,00 € |
Gesamteinnahmen | 18.500,00 € | 27.200,00 € |
Ergebnis | - 31.500,00 € | - 28.729,00 € |
Die geschätzten Einnahmen stützen sich auf die Einnahmen im Jahr 2009. Es wird eine 20%ige Steigerung der Hüttenanzahl angenommen, was Einnahmen in Höhe von 27.200,- € ergibt. Ein Sponsoringbeitrag von 5.000,-€ wird als realistisch angesehen.
Erste Bürgermeisterin Wilhelm berichtet über das Erscheinungsbild des Weihnachtsmarktes 2009: Trotz intensiver Anstrengungen ist es nicht gelungen, die Attraktivität zu steigern. Mit den Händlerinnen und Händlern der Gelbinger Gasse gibt es nun folgendes Übereinkommen: Die Händerlinnen/ Händler der Gelbinger Gasse verzichten auf den bisherigen Weihnachtsmarkt. In der Gelbinger Gasse soll es künftig ein kulinarisches Angebot geben und der Schokoladen-Weihnachtsmarkt (ursprünglich auf dem Sparkassenplatz) soll integriert werden. Ein attraktiver Weihnachtsmarkt mit Qualitätskontrolle und ca. 50 Ständen soll auf dem Marktplatz stattfinden. Den Marktbeschickerinnen und -beschickern wurde während dieser Zeit ein Ausweichen auf den Eventplatz im Kocherquartier angeboten. Die Marktbeschickerinnen und -beschicker haben hierfür ihre Zustimmung signalisiert. Nach Angaben der Ersten Bürgermeisterin wird sich das Defizit nicht groß erhöhen, dafür bekäme die Stadt einen attraktiven Weihnachtsmarkt mit weiterer Kaufkraftbindung. Langfristig ist jedoch vorgesehen, den Weihnachtsmarkt nicht zu bezuschussen.
Stadträtin Härterich signalisiert ihre Zustimmung, nachdem die Zustimmung sowohl der Händlerinnen und Händler der Gelbinger Gasse wie auch der Marktbeschickerinnen und -beschicker vorliegt.
Stadtrat Riehle sieht in der vorliegenden Sitzungsvorlage ein optimistisches Konzept. Er erinnert an die Hauptbesucherinnen und -besucher unter der Woche in der Altersklasse über 60 Jahre. Er hält es für problematisch von den Beschickerinnen und Beschickern zu verlangen, ihre Hütten mitzubringen und gleichzeitig die Standgebühren zu erhöhen. Beruhigend ist, dass für die Umsetzung noch 1,5 Jahre Vorbereitungszeit bleibt.
Stadtrat Baumann begrüßt, dass in der Gelbinger Gasse die gastronomischen Stände weiter betrieben werden. Er sieht die Gefahr, dass die Marktbeschickerinnen und -beschicker aufgrund der günstigen Lage im Kocherquartier eine Auslagerung auf Dauer wünschen.
Stadtrat Härtig plädiert dafür, den Wochenmarkt auf dem Marktplatz zu belassen. Er hält den Markt für eine Belebung für den Marktplatz und die gesamte Altstadt.
Auch Stadtrat Preisendanz möchte den Wochenmarkt auf dem Marktplatz belassen. Er sieht das Erarbeiten eines Alleinstellungsmerkmals für sehr schwierig an, da jede größere Stadt über eine Weihnachtsmarkt verfügt. Er sieht den geplanten Weihnachtsmarkt im Hinblick auf die Touristen und auch auf die Verkaufszahlen der Händlerinnen und Händler für als nicht Erfolg versprechend an.
Stadtrat Sakellariou sieht eine Standortverlagerung nicht gleichbedeutend mit einer Verbesserung. Der Weihnachtsmarkt könnte durchaus auch in der Gelbinger Gasse an Attraktivität gewinnen.
Zum Abschluss der Diskussion stellt Erste Bürgermeisterin Wilhelm klar, dass es selbstverständlich auch auf dem Marktplatz Ess-Stände geben wird, welche allerdings in der Anzahl reglementiert werden. Sie verweist auf einen internationalen touristischen Trend, mehrere Weihnachtsmärkte zu besuchen. Schwäbisch Hall sollte unbedingt ein Augenmerk darauf legen, im Sommer wie im Winter eine touristisch attraktive Stadt zu sein.
Beschluss:
Dem Antrag, den Weihnachtsmarkt ab 2011 auf den Marktplatz zu verlegen, wird stattgegeben.
(28 Ja-Stimmen, 8 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung; Stadtrat Stutz wegen Befangenheit abgetreten)