TOP 2 - Sachstandbericht Städtepartnerschaften (öffentlich)

Aus Ratsinformationssytem Schwäbisch Hall
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Sitzungsvorlagen-Nummer: 208/23

Sachvortrag:

Schwäbisch Hall pflegt Städtepartnerschaften zu sechs Städten in Europa und in der Türkei. Die älteste Partnerschaft besteht seit 1964 mit Épinal in Frankreich und feiert somit im kommenden Jahr ihr 60-jähriges Jubiläum. Die Partnerschaft mit Loughborough in Großbritannien wurde 1966 besiegelt. 1985 kam Lappeenranta als Partnerstadt dazu, es folgten 1988 Neustrelitz, in Mecklenburg-Vorpommern und 1989 Zamość in Polen. Die kürzeste Partnerschaft besteht seit 2006 mit Karesi/BALIKESiR in der Türkei.

In den 50er und 60er Jahren standen die Städtepartnerschaften für Friedenssicherung im Europa unter dem Motto „Feinde zu Freunden machen“. Nun liegt der Fokus auf dem Zusammenhalt in Europa und in der Weltgemeinschaft und dies kann im Kleinen auf kommunaler Ebene erfolgen. Städtepartnerschaften bieten die Möglichkeit des Kennenlernens der unterschiedlichen Kulturen, der unterschiedlichen Werte und Normen. Das führt zum gegenseitigen Verstehen und zum Abbau von Vorurteilen. Dazu braucht es Begegnungen, Austausch, gemeinsames Erleben, gemeinsames Essen und das Erfahren der unterschiedlichen Lebenswelten. Das geht nur mit Gastfreundschaft, einem engen Beziehungsgeflecht und Interesse aneinander.

Der Kontakt und Austausch, aber auch der Anstoß von Kontakten zwischen den Städten erfolgt zum großen Teil über das Büro für Städtepartnerschaften der Stadtverwaltung. Vereine, Schulen und Organisationen, die direkte Freundschaften pflegen, organisieren ihre Austausche meist selbständig und werden, wenn möglich und nötig, unterstützt.

Ein Auszug der Aktivitäten in den einzelnen Partnerstädten:

Épinal

Offizielle Einladungen an den Oberbürgermeister und den Gemeinderat gibt es einmal jährlich in der Regel zum Fest „Saint Nicolas“, Anfang Dezember. Mit einem großen Festzug wird zu Ehren des Heiligen Nikolaus dieses Fest gefeiert und die ganze Épinaler Bürgerschaft kommt hier zusammen. Viele Kinder sind mit ihren Gruppen am Festzug beteiligt.
Eine Tradition ist es, dass fast jedes Jahr der Große oder Kleine Siedershof am Festzug teilnimmt.
Seit Beginn der Städtepartnerschaft gibt es auch den Schüleraustausch der Haller und Épinaler Schulen. Hier ist ein Rückgang der Schülerzahlen erkennbar, 2022 waren es nur noch 17 Jugendliche aus jeder Stadt. Hier werden für die Zukunft neue Konzepte für grenzüberschreitende Jugendbegegnungen notwendig werden.
Im Kultur- und Sportbereich kam es immer wieder zu Austauschen, zu Turnieren oder zum Beispiele zum Mitsingen in einem Chorkonzert anlässlich 100 Jahre Ende des Ersten Weltkrieges. Bürgerfahrten erfolgten zum Fest „Saint Nicolas“ oder im Herbst mit dem Historischen Verein Hohenlohe-Franken, der engen Kontakt nach Épinal hat. Eine lange Tradition des freundschaftlichen Austausches haben die Feuerwehren Épinal und Schwäbisch Hall.
Épinal hat sich in diesem Jahr erstmals beim Stadtradeln beteiligt, um sich auch mit Schwäbisch Hall im freundschaftlichen Wettbewerb zu messen.
Mit der Stadtverwaltung in Épinal wird der fachlicher Austausch in vielen Bereichen gepflegt, und zur Langen Kunstnacht wird eine Delegation in Schwäbisch Hall sein.
2022 war eine Praktikantin aus Épinal für 10 Wochen in der Zentralen Steuerung der Stadtverwaltung tätig. Anschließend hat sie ihr duales Studium in der Touristik in Épinal fortgesetzt.

Loughborough

Offizielle Einladungen erfolgten meist nur zu Jubiläen, in Loughborough gibt es kein Budget für die Pflege der Partnerschaft, das erschwert den Austausch und die Einladungen.
2016 war der letzte offizielle Besuch in Loughborough zum 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft, einen Tag nach der Abstimmung zum Brexit.
Auch wird jedes Jahr aus den Reihen des Gemeinderates eine neue Bürgermeisterin/ein neuer Bürgermeister gewählt, sie/er hat nur repräsentative Aufgaben. Die Assistentin im Büro der Bürgermeisterin/des Bürgermeisters ist auch die Ansprechpartnerin für die Städtepartnerschaft.
Fast 50 Jahre existierte der aktive Freundeskreis Loughborough, die jährlich einen Familienaustausch organisierten und persönliche Freundschaften pflegten. 2022 hat sich die Gruppe aufgrund der Überalterung leider aufgelöst.
Im Rahmen von„VERY BRITISH“, dem Britischen Kulturjahr, fand 2019 die erste Bürgerfahrt nach Loughborough statt. Aufgrund der Pandemie musste eine solche 2020 abgesagt werden.
Eine Konzertreise des Stadtorchesters wurde ebenfalls ein Opfer der Pandemie.
In den 80er und 90er Jahren gab es sehr viele Sport- und Theateraustausche. 2023 waren die Jugendspieler der TSG-Unicorns erstmals zu einem Aufenthalt bei der Football-Akademie in Loughborough.

Lappeenranta

Die Städtepartnerschaft ist Anfang der 80er-Jahre auf Initiative der Deutsch-Finnischen Gesellschaft entstanden.
Im Vordergrund stand der Kulturaustausch, besonders im Bereich Musik. In den letzten Jahren war die Musikschule mit der Jungen Philharmonie in Lappeenranta und ein Gegenbesuch kam 2019 nach Schwäbisch Hall, eine Theatergruppe war beteiligt beim Jugendtheaterfestival.
Die Einladungen offizieller Delegationen nach Lappeenranta gab es zu verschiedenen Anlässen, zur Einweihung des „Parkes Schwäbisch Hall“ 2012, einer neu gestalteten Parkanlage nahe der Universität, zum Finnisch-Deutschen Kongress der Kommunen, zur Friedensradtour nach Vyborg, zuletzt der Antrittsbesuch von Oberbürgermeister Daniel Bullinger, im Februar 2023.
Mehrere Bürgerreisen wurden in den letzten Jahren durchgeführt.
Mit dem Krieg in der Ukraine und der Grenzschließung der EU nach Russland sind für Lappeenranta wichtige Handels-und Tourismusbeziehungen weggebrochen. Das hat das Leben in der Stadt wesentlich verändert. Die Beziehungen nach Europa haben sich wieder verstärkt und so stehen wir wieder im Kontakt mit der Verwaltung zu Themen wie der Energieversorgung und des Klimaschutzes. Die Universität Lappeenranta hat Kontakte zu Firmen in der Region Schwäbisch Hall geknüpft.
Es war ein Wunsch des damaligen Oberbürgermeisters Karl-Friedrich Binder, Kontakt mit Partnerstädten im Osten Europas zu pflegen. So wurden nach mehrjährigem Austausch die Städte Neustrelitz und Zamość 1988 und 1989 offiziell zu Partnerstädten und mit dem Fall der Mauer wurden auch die Reisen in diese Städte leichter.

Neustrelitz

Mit Neustrelitz verbindet uns eine feste gewachsene Freundschaft. Zahlreiche Besuche zu Stadtfesten, Anlässen wie dem Tag der Deutschen Einheit, Austausche im kulturellen und sportlichen Bereich prägen die Partnerschaft. Der fachliche Austausch steht immer auch im Vordergrund bei offiziellen Begegnungen. Die GWG und die NEUWO pflegen einen engen fachlichen Kontakt. Junge Neustrelitzer besuchten das Jugendforum in Schwäbisch Hall und tauschten sich über Jugendbeteiligung in ihren Kommunen aus.
Die Fahrten mit dem Bürgerbus wurden gerne angenommen und es wurden auch schon mal auf dem Rad die 750km in die Partnerstadt gefahren. Im Tierpark leben zwei Schwäbisch Hällische Schweine und seit 2020 steht, anlässlich 30 Jahre Deutscher Einheit, die „Einheitslinde“ der beiden Partnerstädte im Neustrelitzer Hafen. In den Sommerferien war eine Jugendgruppe beim Ferienprogramm im Heimbacher Hof und zum Freundschaftstag kamen junge Tänzerinnen der Deutschen Tanzkompanie nach Schwäbisch Hall. Für einen Rückbesuch bei der Schwäbisch Haller Radfahrergruppe war Bürgermeister Andreas Grund Anfang September 2023 mit einer Gruppe die Strecke von Neustrelitz nach Schwäbisch Hall in fünf Tagen geradelt.

Zamość

Enge Kontakte und zahlreiche Begegnungen prägen die Städtepartnerschaft seit den 80er-Jahren.
Aktuell hatte Zamość, bedingt durch die geographische Lage im Südosten Polens und der Nähe zur ukrainischen Grenze, mit Beginn des russischem Angriffskrieges eine besondere Rolle bei der Aufnahme und Verteilung von Kriegsvertriebenen. Beim Antrittsbesuch von Oberbürgermeister Daniel Bullinger im Mai 2022 waren diese Situation und die damit verbundene Energiekrise Themen des Austausches, ebenso der Klimaschutz. Im Rahmen des europäischen Projekts BEACON fand unter Leitung des Energiebeauftragten ein Austausch zum Thema Abfallwirtschaft und Energieversorgung statt. Die Städtepartnerschaft wurde in den letzten Jahren durch Schüleraustausche, kulturelle und sportliche Begegnungen, Teilnahme am Haller Weihnachtsmarkt und die jährliche Bürgerreise mit Leben gefüllt. Ein regelmäßiger Gast in Schwäbisch Hall ist Dr. Bogdan Klimczuk, der im Rahmen seiner zahlreichen EU-Erasmus-Projekte nach Schwäbisch Hall kommt und hier engen Kontakt zu den Schulen und der Verwaltung hält.

Karesi/BALIKESiR

Die Stadt BALIKESiR war bis 2014 Partnerstadt von Schwäbisch Hall. In diesem Jahr wurde im Rahmen einer Kommunalreform die Metropolregion BALILKESIR neu gebildet. Die Stadt wurde in zwei Teile geteilt, umbenannt und die Hälfte der Stadt, die Karesi benannt worden war, war dann auch Partnerstadt von Schwäbisch Hall.
Der letzte offizielle Besuch aus der türkischen Partnerstadt war 2019 zum Jubiläum der türkisch-islamischen Gemeinde, dies war gleichzeitig auch der Antrittsbesuch des neuen Bürgermeisters Dinçer ORKAN. In diesem Jahr waren auch, im Rahmen eines Engagement Global-Projekts zur Mülltrennung und Recycling, eine Gruppe der Stadtverwaltung und eine Schülergrupppe in Schwäbisch Hall.
Zum Kuchen- und Brunnenfest 2023 war eine Schülergruppe aus Karesi in Schwäbisch Hall zu Gast. Bis 2019 war die Partnerschaft der beiden Städte hauptsächlich durch Schüleraustausche, Bürgerreisen und Einladungen zu verschiedenen Anlässen in den beiden Städten belebt. Hier ist seit 2020, bedingt durch die Coronapandemie, eine große Lücke entstanden, die es wieder zu füllen gilt.

Die Städtepartnerschaften in Schwäbisch Hall

Zum Kuchen-und Brunnenfest erfolgt jedes Jahr eine Einladung der Bürgermeister und Delegationen an alle Partnerstädte. Einladungen werden auch zu verschiedenen Anlässen in der Stadt wie Freundschaftstag oder Weihnachtsmarkt, Theater, etc. ausgesprochen.
Spaziert man durch Schwäbisch Hall und findet man die Spuren der Partnerstädte, auf dem Loughborough-Weg und Karesi-Weg entlang des Kochers und beim Abbiegen auf den Lappeenranta-Steg. Auf dem einzigen Steg, der seit 2014 dem 50-jährigen Jubiläum mit Épinal, mit Blumen dekoriert ist geht es in die Ackeranlagen, wo die Rose und der Pinau aus Épinal stehen und am Ende der Kuchenbaum aus Neustrelitz wächst. Eine Eiche für die Partnerschaft mit Épinal steht am Steg vom Unterwöhrd zum Lindach, auch ein Geschenk aus Épinal ist die rote Figur, ein Sieder, bei der Siedershütte am HFM unterhalb des Zamość- Weges. Im Reifenhof kann man den Neustrelitzer Weg finden oder beim Abbiegen zur Weiler Wiese kommt man vorbei an der Libanonzeder, die uns mit der türkischen Partnerstadt verbindet.

Seit April 2011 begleitet Dr. Karin Eißele-Kraft als eines ihrer Aufgabenfelder bei der Stadtverwaltung die Städtepartnerschaften. Zahlreiche Besuche und Austausche wurden in dieser Zeit organisiert und durchgeführt. In den Zeiten während der Corona-Pandemie war der Kontakt weitestgehend online, mit Videogrußbotschaften zu Weihnachten und dem Europatag.
Leider sind in dieser Zeit auch Kontakte eingeschlafen und es bedarf neuer Anstrengungen, diese wieder zu beleben.
Vereine, Gruppen und Organisationen müssen weiter ermuntert werden, sich an neue Partnerschaften zu wagen und darin eine Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens zu sehen. Ein Schwerpunkt muss hier auf die Jugend gelegt werden.

Auch hat es sich in den letzten beiden Jahren bewährt, zu den bei aktuellen kommunalen Themen des Klimaschutzes, des Städtebaus und der Energieversorgung einen fachlichen und sachbezogenen Austausch zu pflegen und sich zu vernetzen. Diese projektbezogene Zusammenarbeit soll neben den bürgerlichen und repräsentativen Kontakten künftig weiter ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang soll auch eine Teilzeit-Personalstelle bei der Bürgerbeauftragten, die seit dem Renteneintritt der früheren Stelleninhaberin unbesetzt ist, zeitnah wieder besetzt werden.

Beschlussfassung:

Der Sachvortrag wird zur Kenntnis genommen.
(ohne Abstimmung)

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