TOP 3 - Sachstandsbericht Mobile Jugendarbeit (öffentlich)

Aus Ratsinformationssytem Schwäbisch Hall
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Sitzungsvorlagen-Nummer: 317/22

Sachvortrag:

Die Mobile Jugendarbeit wurde 2001 mit 1,6 Planstellen unter der damaligen Bezeichnung „Aufsuchende cliquenorientierte Sozialarbeit“ eingerichtet.

Mobile Jugendarbeit richtet sich gezielt an besonders benachteiligte oder ausgegrenzte junge Menschen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren, um ihre Lebenssituation nachhaltig zu verbessern und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Sie ist aufsuchend, niedrigschwellig, anwaltschaftlich, parteilich und orientiert sich an den Lebenswelten junger Menschen. Mobile Jugendarbeit greift als innovatives Arbeitsfeld in der Sozialen Arbeit sozialpolitische, gesellschaftliche und aktuelle Entwicklungen auf, um Bedarfe und Herausforderungen frühzeitig anzumelden. Mobile Jugendarbeit hat somit den Finger am Puls der Zeit und ist ein unverzichtbarer, infrastruktureller Baustein im Gemeinwesen.
Das Land Baden-Württemberg fördert Personalstellen der Mobilen Jugendarbeit mit einem Stellenumfang von insgesamt 155% in Schwäbisch Hall.

Die Stadtverwaltung arbeitet intensiv an einer Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit in Schwäbisch Hall. Ein integratives, auf die Bedarfe ausgerichtetes Konzept ist entstanden. Die Arbeitsbereiche der Offenen Kinder- und Jugendarbeit im Heimbacher Hof, der Werkstattbereich im Heimbacher Hof und die Mobile Jugendarbeit als autonome Arbeitsfelder sind unter einer Gesamtleitung eng miteinander verzahnt. Die verschiedenen Arbeitsansätze beziehen sich stimmig aufeinander, die Verknüpfung und die Bündelung der vorhandenen Personalressourcen tragen zu Synergien bei. Insbesondere die Durchlässigkeit der jeweiligen Angebote zwischen den Arbeitsbereichen ist dabei zum gegenseitigen Nutzen.

Seit 01.04.2021 ist die Mobile Jugendarbeit angebunden an die Offene Kinder- und Jugendarbeit und nimmt dort regelmäßig z. B. an Teamsitzungen und Supervision teil.

Derzeit sind drei Fachkräfte mit 100 Prozent, 60 Prozent und 40 Prozent bei der Stiftung „Der Hospital zum Heiligen Geist in Schwäbisch Hall“ angestellt. Davon zwei Stellen mit der beruflichen Qualifikation als Sozialarbeiterinnen und eine Stelle als Pädagoge. Die Stadt Schwäbisch Hall stockt die vom Land geförderten Personalstellen für die Mobile Jugendarbeit auf insgesamt 200% aus städtischen Haushaltsmitteln auf.

Alle drei aktuellen Mitarbeiter:innen der Mobilen Jugendarbeit haben ihre Arbeit am 01.04.2021 aufgenommen. Die Situation der Mobilen Jugendarbeit war zu Anstellungsbeginn von vorhergehender längerer Stellenvakanz und Umstrukturierung geprägt.

Eine Mitarbeiterin kündigte zum 31.03.2020 und ein Mitarbeiter wechselte zum 01.01.2021 in das Team der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. In der Zeit vom 01.04.-31.12.2020 war dieser Mitarbeiter als „Einzelkämpfer“ in der Mobilen Jugendarbeit tätig.

Die pandemische Lage hat sich vor allem zu Beginn der Anstellung der neuen Mitarbeitenden spürbar auf die Einarbeitung ausgewirkt. Während der Lockdowns war „praktisches“ Einarbeiten und Kennenlernen der Zielgruppe kaum möglich.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren durch die Ausgangsbeschränkungen im öffentlichen Raum kaum mehr anzutreffen. Dadurch, dass die Mitarbeitenden noch nicht viele Kontakte knüpfen konnten, war auch eine Kontaktaufnahme über digitale Kanäle erschwert. Die 100-Prozent-Kraft wurde außerdem zeitweise in den kommunalen Testzentren eingesetzt. Die Einarbeitung und Vernetzung der Mobilen Jugendarbeit mit anderen Akteuren im öffentlichen Raum nahm darum insgesamt einen längeren Zeitraum in Anspruch als geplant.

Dennoch konnten beim Streetworken und in der Gruppen- und Einzelfallarbeit erste Erfahrungen gemacht werden. Die Mitarbeitenden der Mobilen Jugendarbeit begleiteten junge Menschen in der Einzelfallarbeit, wenn es beispielsweise um Kriseninterventionen bei Obachlosigkeit geht. Im Fokus steht aber vor allem die Unterstützung junger Erwachsener in Lebenssituationen mit multiplen Problemlagen. Die Mobile Jugendarbeit kooperiert auch mit den Schulen, so fanden z. B. am Schulzentrum West zwei Kickbox-Workshops statt. Als Gruppenangebot gab es bis April 2022 ein offenes Sportangebot an der Weilerwiese.

Des Weiteren sind die Mitarbeitenden gut vernetzt mit den Fachberatungsstellen, es gibt Kontakte zur Jugendgerichtshilfe und anderen Einrichtungen z. B. zur Erlacher Höhe. Die Mitarbeitenden begleiten Ratsuchende beispielsweise zu Beratungsstellen und stellen einen Erstkontakt her bzw. leiten Ratsuchende weiter zu den entsprechenden Fachberatungsstellen.

Als Besonderheit in Schwäbisch Hall kommt noch die Betreuung des Jugendtreffs „Riverside“ im Alten Schlachthaus hinzu. Hierfür wurden der Mobilen Jugendarbeit 45 % Personalressource aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung gestellt. Der Jugendtreff hatte jeweils dienstags und freitags für vier Stunden geöffnet. Durchschnittlich 13 Jugendliche besuchten von Oktober 2021 bis März 2022 den Jugendtreff.

Des Weiteren nimmt die Mobile Jugendarbeit an der Stadtteilrunde Hessental teil und war an verschiedenen Aktionen im Stadtgebiet beteiligt z. B. am Nachbarschaftsfest im Solpark.

Ein großes Thema der Jugendlichen und jungen Menschen ist der Wunsch nach wettergeschützten, „autarken“ Verweilmöglichkeiten im Stadtgebiet, die so gelegen sind, dass das Konfliktpotential mit Anwohnerinnen und Anwohnern möglichst gering ist.

Mobile Jugendarbeit in Kontaktzahlen

2021 gab es insgesamt 410 Zielgruppenkontakte durch das Streetworken, davon 157 weibliche und 253 männliche Kontakte.
In der Einzelfallarbeit wurden vier weibliche Jugendliche und 35 männliche Jugendliche betreut.

2022 gab es bis einschließlich September 470 Zielgruppenkontakte durch das Streetworken, davon 247 weibliche Kontakte und 223 männliche Kontakte.
In der Einzelfallarbeit wurden zwei weibliche Jugendliche und 22 männliche Jugendliche betreut.

Finanzierung 2021

Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich auf die vom Land Baden-Württemberg geförderten Personalstellen von 155%:

Aufwendungen:
Personalkosten:                                 69.059,44 €
Sachkosten:                                         2.742,67 €
Sonstige Kosten:                                  6.931,10 €
Verrechnung Personalkosten I.13        4.300,00
                                                           83.033,21 €

Erträge:
Zuschuss Land:                                  21.360,00 €
Zuschuss Landkreis:                          23.849,72 €
Zuschuss Stadt Personalkosten:       12.000,00 €
Zuschuss Stadt Sachkosten:               8.000,00
                                                           65.209,72 €

Defizit/Trägeraufwendung Hospital:   17.823,49

Die Personalkosten in der Mobilen Jugendarbeit wurden 2021 von 155% auf 200% aufgestockt. Die Kompensation des Mehraufwands erfolgt durch die Stadt. Zur Gegenfinanzierung wurden im Stellenplan bei der Offenen Kinder- und Jugendarbeit entsprechend reduziert. Der Anteil der Personalkosten 2021 der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (45%) beträgt 20.161,00 €.

Personelle Situation in 2022

Aufgrund der besonderen Herausforderungen für die Stadt durch den russischen Angriff auf die Ukraine und die damit verbundenen Fluchtbewegungen wurde ein Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit im März 2022 mit der Koordination des Ukraine-Krisenstabs beauftragt. Seither ist faktisch eine volle Personalstelle in der Mobilen Jugendarbeit nicht besetzt. Das hat zur Folge, dass der Jugendtreff „Riverside“ geschlossen werden musste.

Auch in der aufsuchenden Arbeit ergaben sich durch die Teilzeitbeschäftigung der beiden verbleibenden Mitarbeitenden und den Wegfall der einzigen männlichen Kraft Probleme. So musste die Kontaktaufnahme speziell zu schwierigen Personengruppen insbesondere in den Abendstunden vorübergehend eingestellt werden.

Der Jugendtreff „Riverside“ ist seit Ende Oktober 2022 wieder einmal wöchentlich freitags von 19 Uhr bis 23 Uhr geöffnet. Leider sind durch die Schließzeit von April bis Okober 2022 die Jugendlichen „weggebrochen“, es muss nun neue Aufbauarbeit geleistet werden.

Ein Pilotprojekt mit der Schulsozialarbeit zum Thema Gewalt/Drogen war in 2022 angedacht, konnte jedoch aus personellen Gründen noch nicht umgesetzt werden.

Männliche Jugendliche fragen häufig nach, wann der männliche Mitarbeiter bzw. ein anderer männlicher Streetworker wieder mit im Team der Mobilen Jugendarbeit sein wird. Die beiden verbleibenden Mitarbeiterinnen hatten in den zurückliegenden Monaten seit April 2022 auch weiterhin mehr Kontakte zu männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen als zu jungen Frauen. Eine schnelle Rückkehr zur vollen Besetzung der zwei Personalstellen in der Mobilen Jugendarbeit ist angezeigt.

Anlage: Präsentation

Beschlussfassung:

Der Sachvortrag wird zur Kenntnis genommen.
(ohne Abstimmung)

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