§ 237 - Gründung und Mitgliedschaft im Verein Hohenlohe Plus zur Gewinnung von Fachkräften für die Raumschaft (öffentlich)

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Sachvortrag:

- Stadtrat Reber nimmt um 17.42 Uhr seinen Platz am Ratstisch ein -

Hintergrund

Das Städtebündnis Hohenlohe Plus wurde 2014 durch die Oberbürgermeister/Bürgermeister der fünf Städte Crailsheim, Bad Mergentheim, Künzelsau, Öhringen und Schwäbisch Hall gegründet. Auf der von allen fünf Stadtoberhäuptern unterzeichneten Gründungserklärung sind die Ziele von Hohenlohe Plus wie folgt zusammengefasst:

Hohenlohe plus ist ein wirtschaftsstarker und vielfältiger Raum mit hoher Lebensqualität. Wir, die fünf größten Städte der Region, wirken dabei als Motoren für die Entwicklung unseres jeweiligen Umlandes. Wir stellen uns gemeinsam den Herausforderungen des internationalen Standortwettbewerbs.

Wir die Städte Bad Mergentheim, Crailsheim, Künzelsau, Öhringen und Schwäbisch Hall, bündeln unsere Aktivitäten, um unser Städtenetz „Hohenlohe plus“ gemeinsam nach außen zu präsentieren und zu stärken.“

Bisher erfolgt die Zusammenarbeit in einem freiwilligen Zusammenschluss ohne rechtliche Bindung. Die Geschäftsführung wechselt zwischen den Städten im halbjährigen Rhythmus. Seit der Gründung des Städtebündnisses wurden bereits verschiedene Gespräche mit Akteuren und Multiplikatoren aus der Region geführt, u.a. mit den Landräten der drei betreffenden Landkreise, dem Direktor des Regionalverbands Heilbronn-Franken, dem Präsidenten der IHK Heilbronn-Franken sowie Vertretern regionaler Unternehmen.

Schwerpunkt Fachkräftegewinnung

Als Schwerpunkt der Aktivitäten in Hohenlohe Plus hat sich das Thema Fachkräftegewinnung herauskristallisiert. Um dieses drängende Thema fundiert angehen zu können, wurden bisher mit Unterstützung der Hochschule Heilbronn/Campus Künzelsau mit Begleitung durch Herrn Prof. Dr. Hass die folgenden Schritte durchgeführt:

  • Expertenworkshops mit Vertretern der fünf Städte sowie Marketingverantwortlichen aus Unternehmen aus der Raumschaft im 1. Halbjahr 2015
  • Durchführung einer Bürgerbefragung in den Innenstädten der fünf Städte zu Themen wie „Image der Raumschaft Hohenlohe“, „Motive für den Zuzug“ bzw. einen „Verbleib in die Raumschaft“. Hierzu wurden durch die Hochschule in jeder Stadt rund 100 Passanten befragt.
  • Anfang 2016 wurden qualifizierte Befragungen mit Geschäftsführern bzw. Personalverantwortlichen aus 22 großen Unternehmen aus der Raumschaft durch Studierende der Hochschulen geführt. Hierfür wurden aus jeder Stadt 4 - 5 Unternehmen angesprochen.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen und Gespräche wurden durch die Hochschule zusammengeführt und zeigten eindeutige Tendenzen, auch wenn die Umfrageergebnisse in den einzelnen Städten variieren:

  • Hohenlohe wird bereits heute als eigenständiger Raum und Begriff sowie als in sich schlüssige und vermarktbare Raumschaft wahrgenommen.
  • Die Attraktivität Hohenlohes erschließt sich oft erst auf den zweiten Blick. Dies zeigt sich u.a. darin, dass ein bedeutender Teil der zugezogenen Befragten wegen der Arbeit hergekommen sind, aber bei der Frage nach Gründen warum sie hierbleiben, Faktoren wie Landschaft, Vielfalt in der Region, die Menschen, die Angebote in der Region, etc. genannt werden. Motor für die Gewinnung der Menschen für die Region ist also in erster Linie die starke Wirtschaft in Hohenlohe. Um die Menschen aber langfristig halten zu können bedarf es mehr und hierfür bietet die Raumschaft bereits heute vielfältige Ansätze.
  • Defizite werden insbesondere in der Verkehrsinfrastruktur gesehen.

In einem weiteren Schritt fand Ende 2016 unter Moderation durch Herrn Prof. Dr. Hass ein gemeinsamer Workshop mit Personalverantwortlichen aus Unternehmen aus den fünf Hohenlohe Plus-Städten statt. Hierbei wurde auf Basis der Untersuchungsergebnisse mit den Unternehmensvertretern erarbeitet, was diese als Unterstützung bei der Gewinnung von Fachkräften von außerhalb Hohenlohes benötigen. Dies umfasst insbesondere ein gemeinsames überregionales Marketing für den Raum Hohenlohe als attraktiven Lebens- und Arbeitsort für Fachkräfte. Die Unternehmen sehen dabei ganz konkrete Informationsangebote für die Unternehmen aber auch für potenzielle neue Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter als ein wichtiges Element an. Auch die Einbindung möglichst vieler Akteure in die Vermarktung sehen die Unternehmen als wichtigen Bestandteil einer umfassenden Vermarktungskampagne zur Gewinnung von neuen Fachkräften.

Vereinsgründung

Um den nächsten Schritt gehen und eine entsprechende Vermarktung vorantreiben zu können, sehen es die fünf Städte als notwendig an, das bisher lose Städtebündnis in eine organisatorische Struktur zu überführen, an der sich auch Unternehmen und weitere interessierte Akteure beteiligen können. Hierfür soll ein Verein Hohenlohe Plus („Hohenlohe Plus e. V.“) gegründet werden, der sich der überregionalen Vermarktung der Region Hohenlohe widmet.

Jede der fünf Städte wird dem Verein als Gründungsmitglied angehören. Vorgesehen ist ein jährlicher Mitgliedsbeitrag für die fünf Städte in Höhe von 2.000 €. Zusätzlich sollen jährlich in jeder Stadt projektbezogene Mittel in Höhe von 10.000 - 20.000 € im Haushalt zur Verfügung gestellt werden, die durch ebenfalls projektbezogene Co-Finanzierungsmittel aus der Wirtschaft ergänzt werden sollen. Für die Jahre 2018/2019 ist eine Finanzierung der Mitgliedsbeiträge und der projektbezogenen Mittel über die Wirtschaftsförderung (Produkt 571000, Sachkonto 42700000) abgedeckt.

Die Zusammenarbeit zwischen den Städten, Unternehmen und weiteren Akteuren und Unterstützern soll dabei projektbezogen und mit der klaren Ausrichtung auf die Vereinsziele erfolgen. Unabhängig davon wird jede der Städte auch weiterhin eigenes Standortmarketing betreiben. Die Aktivitäten im neuzugründenden Verein Hohenlohe Plus stellen ein zusätzliches Angebot und Potenzial zur Gewinnung von Fachkräften dar, das die Städte alleine in einem überregionalen Wettbewerb um Fachkräfte nicht erzielen könnten. 

Anlage: Präsentation 

 

Stadtrat Kaiser begrüßt das Projekt. Es mache keinen Sinn, wenn man aus Künzelsau die Fachkräfte abwerbe. Man müsse den Blick auf den Raum richten. Es sei gut, wenn man an einem Strang ziehe. Bislang bewege man sich hinsichtlich der finanziellen Ausstattung jedoch auf einem bescheidenen Level. Es wird eine Erhöhung angeregt. Es wird angefragt, ob man im Kreis der Städte hierüber bereits gesprochen habe.

Oberbürgermeister Pelgrim bestätigt Gespräche hierüber. Es wird erläutert, dass man dies als „Impulsgeber“ mache. Man setze jedoch auch auf die Unterstützung der Unternehmen selbst. Über das beschriebene Maß möchte man deshalb zunächst nicht hinausgehen. Man wolle die Unternehmen zu gemeinsamen Aktionen mobilisieren. Man habe bereits mit einer ganzen Menge an Unternehmen gesprochen. Man habe viele Signale bekommen, dass man in einer gemeinsamen Struktur mitwirken möchte.

- Erster Bürgermeister Klink nimmt um 17.45 Uhr seinen Platz am Ratstisch ein -

Stadtrat Dr. Graf v. Westerholt erläutert, dass die Sitzungsvorlage überzeuge, da der Aufwand begrenzt sei. Auf dem beschriebenen Gebiet müsse etwas getan werden. Wenn man sich das Thema länger anhöre, merke man, dass es bereits ähnliche Strukturen gebe. Es gebe die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH sowie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Schwäbisch Hall mbH. Letztere sei im angedachten Zusammenschluss nicht dabei. Diese Strukturen sollten nach Ansicht von Stadtrat Dr. Graf v. Westerholt miteinander verknüpft werden. Es sollte keine neue Initiative daneben gesetzt werden. Um Erläuterung wird gebeten. Nach der organisatorischen Anbindung innerhalb der Stadtverwaltung wird zudem gefragt.

Oberbürgermeister Pelgrim erläutert, dass im Falle der Stadt Schwäbisch Hall die fachliche Vertretung dem Fachbereich Wirtschaftsförderung und Liegenschaften obliege.

Stadträtin Niemann pflichtet der CDU-Fraktion bei. Das Grundanliegen zur Vernetzung der Region werde unterstützt. Es sei ihres Erachtens wichtig nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen anzusprechen, sondern auch den Bereich des Gesundheitswesens, der Pflege und der Verwaltung einzubeziehen. Es müsste ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden. Es wird als richtig angesehen, das Thema als Region anzugehen und deren Stärken darzustellen. Man verstehe jedoch nicht, warum dies neben den bestehenden Strukturen wie z. B. der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH erfolgen müsse. Um Erläuterung der Vorteile einer neuen Struktur wird gebeten. Ansonsten hält es Stadträtin Niemann für sinnvoller bestehende Strukturen zu verbessern.

Oberbürgermeister Pelgrim führt aus, dass es in der Tat die Frage sei, wie und in welcher Art und Weise man sich dort präsentiere und positioniere. Die IHK sei aus der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH wegen „Unfähigkeit“ ausgetreten. D.h. die gesamte Wirtschaft habe gesagt, sie nehme hieran nicht mehr teil. Alle fünf Oberbürgermeister teilen die gleiche Einschätzung, wonach diese Organisation für den ländlichen Raum keine Wirkung entfalte. Die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH sei von Heilbronn dominiert. Diese Erfahrungen habe man seit Jahren gemacht. Der Raum Hohenlohe werde nicht in der Art und Weise unterstützt, wie man das erwarte. Darüber hinaus dürfe man auch kein Mitglied werden. Man habe versucht eine Einflussnahme durch eine Mitgliedschaft zu erwirken. Dies sei von den Vertretern der Gesellschafter abgelehnt worden, sodass dort die Möglichkeit der Einflussnahme eingeschränkt wurden. Man sehe insofern dort keine Zukunft, welche das Thema bewegt. Die Probleme, welche man im Raum Hohenlohe habe, seien ein wenig anders gelagert als im verdichteten Heilbronner Raum. Die Zielgruppe derer, welche zu uns kommen, sei eine andere. Man habe aber auch nochmal eine verschärftere Fragestellung hinsichtlich der Fachkräften. Die Arbeitslosenquote im Zielraum wird angesprochen. Diese liege deutlich unter dem Landesdurchschnitt und deutlich unter der Arbeitslosenquote von Heilbronn. Die Anzahl der offenen Ausbildungsstellen sei im Raum Hohenlohe/Schwäbisch Hall die problematischste Fragestellung im gesamten Bereich Nordwürttembergs. Nur im Bereich Biberach a. d. Riß sei dies ähnlich. Das habe die Städte zu diesem Schritt motiviert und vor Jahren zunächst informell, dann immer förmlicher zusammengeführt. Man habe mehrere Treffen im Jahr gehabt um die Angelegenheit abzuklären. Dies sei nicht einfach gewesen. Die Stadt Öhringen sei durch die Nähe zu Heilbronn stärker in diesem Gefüge vernetzt. Diese kam jedoch zum gleichen Schluss. Die Stadt Künzelsau sehe, dass im unteren, mittleren Neckarraum nichts an „Honig zu saugen“ sei. Die ökonomische Entwicklung sei jedoch dort sehr viel dynamischer als die Bevölkerungsentwicklung. Er habe persönlich sehr lange versucht, das „Fähnlein“ Heilbronn-Franken lange aufrecht zu erhalten. Spätestens mit dem Austritt der IHK als Hauptgesellschafter und der damit verbundenen Abwendung der Industrie aus dieser Wirtschaftsförderung könne man nicht länger warten. Aus diesem Grunde habe man sich dazu entschlossen, so eine eigenständige Struktur zu haben. Selbstverständlich heiße das nicht, dass dies ein exklusiver Verein darstelle. Man wolle mit allen kooperieren. An unterschiedlichen Stellen habe man auch gemeinsame Messeauftritte. Man brauche jedoch einen eigenen Akzent für unsere Raumschaft und unsere Unternehmen. Man könne sich nicht auf die Federführung aus Heilbronn verlassen.

Stadtrat Dr. Graf v. Westerholt führt aus, dass man im Rahmen der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH zum „Hinterhof“ von Heilbronn erklärt wurde. Es sei naheliegend, dass man hier nicht mitmachen müsse. Man habe jedoch noch mit den Landkreisen eine Parallelstruktur. Es wäre schön, wenn diese mitziehen würden. Es koste alles viel Geld. Wenn man gemeinsam an einem Strang ziehe, sei dies ein sehr „reiches“ Feld. Er denke an die Tausenden von qualifizierten Kräfte, welche die Firma Siemens freistelle. Diesen könnte man ein Ticket nach Schwäbisch Hall kaufen. Strukturänderungen werden immer wieder dazu führen, dass es freie Kapazitäten sehr qualifizierter Kräfte gebe. Es stelle sich dann letztlich die Frage der Mobilität und der Attraktivität einer neu zu erschießenden Gegend. Hier habe man nach Ansicht von Stadtrat Dr. Graf v. Westerholt gute Karten.

Oberbürgermeister Pelgrim verdeutlicht, dass man von Seiten der Städte eine Beteiligung der Landkreise sehr begrüßen würde. Man habe auch ein Treffen mit allen Landräten gehabt. Auf Landkreisebene gebe es hierzu jedoch noch keine Entscheidung. Man habe jedoch zur Kenntnis zu nehmen, dass die Landkreise zunächst landkreisweit denken. Man mache die Erfahrung, dass an vielen Stellen der Landkreis in Einzelfragen doch noch eine Grenze darstelle. Eine Verzahnung sowohl der Wirtschaftsförderung als auch der Touristik zwischen dem Hohenlohekreis als Landkreis und dem Landkreises Schwäbisch Hall wäre wünschenswert. Da habe sich Oberbürgermeister Pelgrim als er noch Vorsitzender der Touristikgemeinschaft Hohenlohe+Schwäbisch Hall Tourismus e.V. war „Zähne ausgebrochen“. Auch Landrat Bauer habe sich das für sich gewünscht. Dies sei nicht so ganz einfach. Insofern wollen die fünf Städte auch den Akzent setzen, dass man landkreisübergreifend etwas machen müsse. Es sei im Grunde für den Beschäftigten und Bewohner der Raumschaft völlig egal, ob jemand im Landkreis Hohenlohe oder im Landkreis Schwäbisch Hall arbeite oder lebe. Dies spiele für den Bürger keine Rolle. Für die Stadt Schwäbisch Hall könne man anhand der Grundstückszuteilungen sagen, dass man sehr viele Menschen habe, die im Landkreis Hohenlohe arbeiten, jedoch hier wohnen. Umgekehrt sehe man auch, dass sich sehr viele Menschen, welche hier wohnen in andere Richtungen bewegen. Die Ströme werden immer dichter. Es würde allesamt freuen, wenn sich die Landkreise auch an einem kreisübergreifenden Engagement beteiligen würden. Die Einladung sei mehrfach ausgesprochen worden.

Beschluss

- Empfehlung an den Gemeinderat -

Der Gemeinderat stimmt der Gründung eines gemeinsamen Vereins Hohenlohe Plus (Hohenlohe Plus e. V.) und der Mitgliedschaft der Stadt Schwäbisch Hall in diesem Verein zu. Der jährliche Mitgliedsbeitrag von 2.000 € sowie projektbezogene Mittel von bis zu 20.000 € für 2018 und 2019 werden über Haushaltsmittel der Wirtschaftsförderung bereitgestellt.
(14 Ja-Stimmen, 3 Enthaltungen)

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