§ 83 - Neugestaltung Tourist Information, Hafenmarkt 3 und Sparkassenplatz 3; hier: Vorstellung der Entwürfe und Kostenberechnung (öffentlich)

Aus Ratsinformationssytem Schwäbisch Hall
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Sachvortrag:

Für die Neugestaltung der Tourist Information in der ehemaligen Parfümerie Klein, wurde das Architekturbüro Dittel beauftragt. Wie im VFA am 07.11.2016 und Gemeinderat am 23.11.2016 vorgetragen, hat die erste Grobkostenschätzung Planungs- und Baukosten in Höhe von 580.000 € brutto ergeben.

Inzwischen wurde das Baugesuch eingereicht und eine Kostenberechnung durchgeführt. Auf Grundlage des Brandschutzgutachtens und den damit erforderlichen Ertüchtigungen sowie Anpassungen in der Fassadengestaltung und Kostenerhöhungen bei der Elektroinstallation, den Malerarbeiten und dem Abbruch, resultieren Mehrkosten in Höhe von 97.000 € brutto.

Einsparmöglichkeiten konnten durch die Anpassungen bei der Materialauswahl in Höhe von 32.000 € brutto erzielt werden.

Somit liegt die momentane Kostenberechnung bei 645.000 € brutto. Nicht berücksichtigt sind Kosten für die gesamte Technik und lose Büromöbelausstattung. Diese werden mit ca. 105.000 € brutto kalkuliert.

Somit ergeben sich Gesamtkosten in Höhe von 750.000 € brutto. Im Haushalt 2017 stehen 550.000 € zur Verfügung zzgl. nicht verbrauchte Restmittel in Höhe von 10.000 € aus 2016. Vorsteuerabzugsmöglichkeiten sind noch nicht berücksichtigt.

Das Baucontrolling hat anhand von Ansätzen von Vergleichsprojekten diese Summe bestätigt.

 

Aufgrund der Vorberatung im Bau- und Planungsausschuss am 03.04.2017 und dem hierzu ergangenen Wunsch auf Integration eines barrierefreien Zugangs der zweiten Ebene, muss nach einer ersten Prüfung mit einem Kostenaufwand in Höhe von 50.000 € gerechnet werden. Gleichzeitig würde sich zudem die bisher großzügig eingeplante Treppe auch als stilisiertes Markensymbol entsprechend reduzieren bzw. unkenntlich machen. Des weiteren würden Warenpräsentationsflächen auf beiden Ebenen verloren gehen.
Die Vorsteuerabzugsmöglichkeiten können nach gegenwärtiger Einschätzung auf ca. 90% der Bruttoinvestition einkalkuliert werden. Daraus ergeben sich ca. 100.000 € Vorsteuerabzugspotenzial, sodass sich die Investitionskosten um diesen Betrag verringern. 

Anlage: Präsentation

 

Oberbürgermeister Pelgrim führt aus, dass die Anregung aus der o. g. Vorberatung von Stadtrat Weber hinsichtlich des Vorsteuerabzugs aufgegriffen wurde. Der Zuschussantrag aus der Vorberatung wurde um diesen Betrag, d. h. auf 90.000 € reduziert. Ferner erfolgte die Prüfung auf Erreichung eines barrierefreien Zugangs. Technisch ist diese noch nicht abgeschlossen. Die Kosten können jedoch auf ca. 50.000 € geschätzt werden.

Eigenbetriebsleiterin Touristik und Marketing Leonberger stellt den aktuellen Entwurf zur Neugestaltung des Tourist Information auf Basis der als Anlage beiliegenden Präsentation mittels Grundrissen, Schnitten und Visualisierungen vor. Es wird ausgeführt, dass im Vorfeld der Anmietung des Gebäudes mit Kollegen aus verschiedenen Tourist Informationen Gespräche geführt wurden. In Esslingen wurde z. B. nachträglich ein Treppenlift eingebaut, welcher ca. zwei Mal im Jahr genutzt wird. Der dortige Stadtmarketingleiter brachte im Zuge des Erfahrungsaustauschs zum Ausdruck, dass Betroffene vor allem die Individualberatung schätzen. Zusammen mit dem tätigen Architekturbüro wurde die Herstellung der Barrierefreiheit nochmals geprüft. Die Installation einer Hebebühne scheidet vorliegend aus, da hierfür tiefe Eingriffe in den Boden erforderlich werden. Diese Vertiefung im Boden würde zudem eine Stolperfalle darstellen. Die kostengünstigste und ästhetischste Lösung stellt ein Treppenlift dar. Am Handlauf der Treppe würden hierfür Führungsschienen angebracht werden. Hierdurch verringert sich jedoch die Präsentationsfläche. Es wird darauf hingewiesen, dass in der bisherigen Konzeption die Treppe als zentrales Element im Vordergrund stand. Im Falle einer Realisierung müsste das Konzept dahingehend angepasst werden. Es wird berichtet, dass Thilo Schulten als 1. Vorsitzender vom Verein „Barrierefrei Schwäbisch Hall e.V.“ sich angesichts des Kosten-Nutzen-Verhältnisses für einen Verzicht auf einen Treppenlift ausgesprochen hat. Hierbei setzte er voraus, dass die bisherigen Funktionen in der barrierefreien, unteren Ebene abgebildet und eine Individualbetreuung angeboten wird.

Stadtrat Weber bedankt sich für die Klärung der Vorsteuerabzugsmöglichkeit. Ziel der Konzeption muss die Schaffung von funktionalen Arbeitsplätzen sein. Auch für Kunden muss eine durchgängige Werbelinie erzeugt werden. Seine Fraktion wünscht sich hierzu „schwäbisch-hällische Eindrücke“. Englischsprachige Eindrücke sollen in den Hintergrund treten. Schmerzlich sei im Zuge dieser Neugestaltung das Thema „Barrierefreiheit“. Man müsse neben Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern auch an Kinderwägen und Rollatoren denken. In der historischen Bausubstanz sei klar, dass die Voraussetzungen zur Erzielung der Barrierefreiheit nicht immer geschaffen werden können. Schmerzlich sei, dass dieses Thema zu Beginn der Planungen zu schnell verworfen wurde. Die Kosten für einen Treppenlift werden im Verhältnis zum Einsatz regelmäßig zu hoch liegen. Aus dem Gebäude heraus, sieht er die vorgestellten Erwägungen als nachvollziehbar an, da der Höhenunterschied von der oberen zur unteren Ebene doch beträchtlich ist. Eine Rampe scheidet seines Erachtens deshalb aus.

Stadtrat Nestl bedankt sich für die ergänzenden Informationen zur Herstellung der Barrierefreiheit und deren Kosten. Unter Bezugnahme auf die Einschätzung des Vereins „Barrierefrei Schwäbisch Hall e.V.“ wird auf die Herstellung der Barrierefreiheit verzichtet.

Stadträtin Walter erkundigt sich, ob hier ein eingeschränkter Architektenwettbewerb stattgefunden hat.

Oberbürgermeister Pelgrim verweist auf die hierzu erfolgte Berichterstattung der früheren Ersten Bürgermeisterin Wilhelm im Bau- und Planungsausschuss.

Stadträtin Walter ergänzt ihre Frage dahingehend, ob alle Stadträtinnen und Stadträte somit vorab über die fehlende Barrierefreiheit der oberen Ebene informiert gewesen seien.

Erster Bürgermeister Klink führt aus, dass vorliegend kein Architekturwettbewerb im Sinne der Aufgabenstellung durchgeführt wurde. Es wurde ein „Architektenfindungsverfahren“ durchgeführt, in welchem fünf Architekturbüros eingeladen wurden sich für diese Planungsaufgabe mit Hinterlegung einer Konzeptskizze zu bewerben. Hierdurch wollte man, in Anlehnung an das frühere VOF-Verfahren, die Kompetenz der Büros kennenlernen.

Stadträtin Striebel bedankt sich für die ergänzenden Ausführungen und bringt zum Ausdruck, dass die Reaktion in der Vorberatung mit Vorliegen dieser Vorüberlegungen eine andere gewesen wäre. Sie schließt sich den beiden Vorrednern an und unterstützt den Vorschlag der Verwaltung.

Stadträtin Koch sieht den Entwurf der neuen Tourist Information als „Armutszeugnis“ für die Stadt an. Es wird nach den Markenwert der Stadt gefragt, welche im Zuge des Konzepts hervorgehoben werden sollen. Das Verfahren zur Findung einer „Marke“ für Schwäbisch Hall sei ihres Wissens noch nicht abgeschlossen. Das zentrale Verbindungselement stellt im Konzept eine Treppe dar. Sie frage sich, ob der demographische Wandel in diesem Zusammenhang ausreichend berücksichtigt wurde. Es wird der Anschein erweckt, dass das Thema „Inklusion“ für die Verwaltung als nicht wichtig genug erscheint. Es wird darum gebeten, diese Themen bei künftigen Planungen bereits zu Beginn zu berücksichtigen.

Oberbürgermeister Pelgrim erläutert, dass es sich vorliegend um ein Abwägungsthema handelt. Das Angebot umfasst eine Vergrößerung der Fläche um das 2,5-fache. Im Erdgeschoss sind alle Angebote barrierefrei. Aufgrund des Hinweises im Gremium wurde nochmals mit dem Verein „Barrierefrei Schwäbisch Hall e.V.“ Kontakt aufgenommen, welcher unter Berücksichtigung der historischen Bausubstanz den Planungsentwurf als Kompromiss mitträgt. Vorliegend erfolgt kein Neubau, sondern ein Umbau innerhalb eines historischen denkmalgeschützten Gebäudes. Wenn die Barrierefreiheit als Maßstab angelegt wird, stellt sich die Frage, ob dann die Anmietung dieses Gebäudes die richtige Entscheidung war. Die Konsequenz wäre allerdings, dass dann die Tourist Information in dieser Art und Weise nicht im stadtnahen Bereich umgesetzt werden kann. Oberbürgermeister Pelgrim sieht den Kompromiss im historischen Altstadtgefüge als vertretbar an. Auch das Rathaus ist nicht barrierefrei. Selbst das Bürgeramt und das Baurechtsamt sind nicht barrierefrei. Die Hilfe von Menschen sollte auch, seiner persönlichen Einschätzung nach, nicht völlig vergessen werden. Es sei ein Zeichen von Humanität, wenn man anderen Menschen hilft. Die vorgestellte Planung stellt aus seiner Sicht eine deutliche Verbesserung zur Ist-Situation dar.

Stadtrat Reichert fragt an, ob eine Bestandsvitrine belassen werden könnte, um in der unteren Ebene noch eine kleine Warenauslage barrierefrei zu ermöglichen.

Oberbürgermeister Pelgrim merkt hierzu an, dass auch der Gebäudevorplatz im Zuge einer Überplanung der Innenstadtentwicklung mit anderer Aufenthaltsqualität im Sinne der Barrierefreiheit versorgt werden muss. Zu denken ist z. B. an einen verkehrsberuhigten Bereich.

Stadtrat Lindner regt an, die Versorgungsleitungen für einen Treppenlift provisorisch im Zuge des Umbaus einzubauen, um sich eine Nachrüstung in den nächsten Jahren offen zu halten.

Oberbürgermeister Pelgrim sagt dies zu.

Stadträtin Bergmann erkundigt sich zum Verständnis, ob die Administration der Tourist Information im gleichen Gebäude zu liegen kommt. Es wird nach den Verwaltungsabläufen gefragt.

Oberbürgermeister Pelgrim führt aus, dass die Idee darin besteht, einen touristischen Informationsanlaufpunkt für alle Kunden zu schaffen. Die Verkaufseinheit wird im neuen Objekt zu liegen kommen. Die Administration muss seiner Auffassung nach hierfür nicht zwingend bei der Verkaufseinheit zu liegen kommen.

Stadträtin Bergmann erkundigt sich, ob dem Konzept der noch nicht abgeschlossene Markenbildungsprozess zugrunde gelegt wird.

Oberbürgermeister Pelgrim erläutert, dass die Idee darin bestand, die Kultur und bestimmte Markenwerte auch zu verkörpern. Deswegen ist das Thema „Treppe St. Michael“ in einem der Identifikationsthemen mit aufgegriffen.

Stadträtin Bergmann führt aus, dass „St. Michael“ räumlich um die Ecke zu finden sei und in natura bewundert werden kann. Es sollte die ganze Bandbreite von Schwäbisch Hall gezeigt werden. Ferner wird nachgefragt, was konkret in der oberen Ebene angeboten werden soll.

Oberbürgermeister Pelgrim erläutert nochmals die seiner Zeit von der ehemaligen Ersten Bürgermeister Wilhelm vorgetragenen Idee, wonach in der oberen Ebene ein Verkaufsraum der Stadt und ihrer Teilnehmerinnen/Teilnehmer etabliert werden soll.

Stadträtin Bergmann sieht bei Realisierung der Planung einen Ausschluss für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, da diesen die Möglichkeit genommen wird, Waren z. B. in die Hand zu nehmen. Der Raum ist, nach Ansicht von Stadträtin Bergmann, schwierig konzipiert, wenn man das Thema „Inklusion“ als Maßstab ansetzt. Angesichts der Investitionssumme wird die Planung als noch nicht optimal angesehen. Es werden noch Verbesserungspotenziale gesehen.

Eigenbetriebsleiterin Touristik und Marketing Leonberger bedankt sich für die Anregungen und erläutert, dass nach Ansicht der Verwaltung durch das Konzept auch junge Kundinnen und Kunden angesprochen werden. Dies vor allem auch durch den Einsatz von digitalen Medien. In der unteren Ebene stellen alle Bereiche des Holzdekors Präsentationsflächen dar. Weiter Präsentationsflächen werden am Plan gezeigt. Ergänzend wird ausgeführt, dass sich im oberen Bereich auch zwei Arbeitsplätze befinden werden, welche die gleiche Funktion erfüllen wie der Counter-Arbeitsplatz in der unteren Ebene. Auf die Möglichkeit die Waren in einem Katalog oder einem Tablet einzusehen, wird verwiesen. Gerne bringen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tourist Information die Waren zur Ansicht auch in die untere Ebene.

Oberbürgermeister Pelgrim verweist auf den örtlichen HT-Shop. Dieser ist nicht barrierefrei.

Stadträtin Koch vertritt die Ansicht, dass ein Kommunikations- und Informationsdefizit zwischen Verwaltung und dem Gemeinderat besteht. Es handelt sich nicht um eine städtische Maßnahme, sondern es geht um eine Maßnahme des Eigenbetriebs Touristik und Marketing Schwäbisch Hall. Sie bedauere es, dass man als Mitglied des Gemeinderats mehr und mehr eine Kontrollfunktion wahrnehmen müsse. Man müsse mit Steuergeldern ihrer Ansicht nach gewissenhaft umgehen. Negativ wird bewertet, dass in der heutigen Sitzung erstmals das Konzept im Gesamtgremium vorgestellt wird und bereits in gleicher Sitzung eine Beschlussfassung herbeigeführt wird. Stadträtin Koch wünscht sich mehr Transparenz und Beteiligung. Sie hätte darauf vertraut, dass in der heutigen Zeit das Thema „Barrierefreiheit“ als Selbstverständlichkeit Berücksichtigung findet.

Stadträtin Herrmann bekräftigt eine notwendige Veränderung für die Tourist Information. Der vorgestellte Entwurf wird jedoch nicht als gute Lösung bewertet. Wichtiger als den noch im Verfahren befindlichen Markenbildungsprozess ins Spiel zu bringen, sei nach Ansicht von Stadträtin Herrmann die Schaffung einer durchgängigen Barrierefreiheit. Angesichts der Investitionssumme wird eine mangelnde Barrierefreiheit als nicht zeitgemäß angesehen. Die vorgestellte Planung sei keine zukunftsfähige Lösung.

Stadtrat Härtig pflichtet Stadträtin Herrmann bei. Die Argumentation, wonach ein Treppenlift zu wenig genutzt werde, kann nicht nachvollzogen werden. Dies möchte er fast in den Bereich von „behindertenfeindlich“ stellen. Im historischen Altstadtgefüge müsse man genau prüfen, ob ein Gebäude für die geplante Funktion brauchbar ist. In der Argumentation auf den Bedarf in der Stadt Esslingen abzustellen, möchte Stadtrat Härtig in den Bereich des „Behindertenfeindlichen“ stellen.

Oberbürgermeister Pelgrim verdeutlicht, dass der Auftrag zur Realisierung ein Ausfluss aus einem Antrag der CDU-Fraktion mit entsprechender Mittelbereitstellung im Haushalt war. Ziel ist es, eine Verbesserung für die Touristik Information im Stadtgefüge zu erreichen. Diesem Ziel sei man seiner Ansicht nach gerecht geworden.

Beschluss:

Der Investitionszuschuss wird um 90.000 € erhöht und überplanmäßig bereitgestellt.
(23 Ja-Stimmen, 6 Nein-Stimmen, 3 Enthaltungen)

D.h. auf die Herstellung einer Barrierefreiheit der oberen Ebene wird verzichtet.

Anmerkung:
Mit Beschluss vom 12.11.2014, § 227, hat der Gemeinderat die in einem intensiven Beteiliungsprozess ausgearbeitete Markenstrategie für die Stadt Schwäbisch Hall beschlossen.

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