§ 77 - Sanierungskonzept für die Kläranlage Vogelholz (öffentlich)

Aus Ratsinformationssytem Schwäbisch Hall
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Sachvortrag:

Die Kläranlage Vogelholz weist in vielen Bereichen verschleißbedingten Sanierungsbedarf auf. Der BPA konnte sich bei einer Ortsbesichtigung im Oktober 2003 ein Bild davon machen.

Inzwischen wurden erste Maßnahmen durchgeführt.

Die Sanierung der Überschuss-Schlammentwässerung steht kurz vor ihrem Abschluss. Für die Erneuerung des Entwässerungsaggregats, der Pumpen und Rohrleitungen sowie Betonsanierungs- und Fliesenarbeiten fallen, einschließlich der Ingenieurleistungen, Kosten von rund 230.000,- € an.

Die kurzfristig dringend notwendige Sanierung der Faulschlammentwässerung ist in der Planung und soll noch im Juli 2004 ausgeschrieben werden, damit die Umsetzung weitgehend im Wirtschaftsjahr 2004 erfolgen kann. Hier wird von Gesamtkosten in Höhe von 600.000,- € ausgegangen.

Die weiteren Sanierungsmaßnahmen wurden von den SAG-Ingenieuren aus Ulm in einer Studie zusammengestellt. Die voraussichtlich anfallenden Kosten wurden ermittelt und eine Prioritätenliste erstellt.

Nach Prüfung und interner Abstimmung der notwendigen Maßnahmen im Sachgebiet Neubau und Kläranlagen wurde die nachfolgend genannte Prioritätenrangfolge festgelegt:

1. Sicherheitsmaßnahmen zur Unfallverhütung

In einigen Bereichen entsprechen die Anlagenteile (Geländer, Gitterrost, etc.) nicht mehr den neuesten Unfallverhütungsvorschriften. Ein „Bestandsschutz“ von Altanlagen wird von den Versicherungsträgern nicht gewährt. Daher wird kurzfristig eine gemeinsame Begehung der Kläranlage mit Sachverständigen der Unfallkasse Baden-Württemberg und des Gewerbeaufsichtsamtes durchgeführt. Die Beseitigung der hierbei festgestellten Mängel soll rasch erfolgen.

Vom Gewerbeaufsichtsamt wurde auch bereits mehrfach kritisiert, dass das Tor der Anlage zu den Betriebszeiten ständig unkontrolliert offen steht. Um diesen Sicherheitsmangel zu beheben, ist der Einbau eines automatischen Tores notwendig.


2. Faulungsanlage

Der neue Faulturm und die zugehörigen Peripherien (Umwälzung, Heizung, usw.) wurden 1983 errichtet und seither noch nie zu Wartungszwecken entleert. Im April 2001 wurde der Faulturm von einem Taucher inspiziert. Eine Betonkorrosion in der Schlammzone konnte nicht festgestellt werden. Oberhalb des Schlammspiegels ist wahrscheinlich Betonkorrosion in geringem Ausmaß vorhanden. Um eine Vergrößerung der Schäden zu vermeiden, müssen diese beschichtet werden.

Die Rohrleitungen im Innern des Turms sind aus V4A und haben keine Korrosionsschäden. Die Rohrleitungen (Beschickung, Umwälzung, Entnahme, usw.) außerhalb sind teilweise korrodiert; es handelt sich um Normalstahlleitungen (St37). Einige Stellen mussten bereits mit Bandagen abgedichtet werden. Um weitere Schäden zu vermeiden, sind die Rohrleitungen kurzfristig gegen Edelstahlleitungen (V4A) auszutauschen. Bei einem Schadensfall (Bruch einer Leitung) wird im ungünstigsten Fall der Rohrkeller mit Schlamm geflutet.

Die Schlammheizung ist in Ordnung, der Wärmetauscher sollte im Zuge der Erneuerung ebenfalls ausgetauscht werden.

Im Zuge der Faulturmsanierung sollte eine Gaseinpressung zur besseren Durchmischung eingebaut werden. Dadurch würden Ablagerungen verhindert und der Faulprozess intensiviert. Dies wird im Zuge der Planung im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit näher geprüft.

Empfohlen wird der Einbau eines Zerkleinerers in die Schlammbeschickung. Damit werden Grobstoffe und „Zöpfe“, die sich immer wieder neu bilden, zerstört und man kann dem immer wieder vorkommenden Verstopfen der Pumpen und Rohrleitungen entgegenwirken.

Für die Arbeiten ist der gesamte Faulturm außer Betrieb zu nehmen. Dies ist aufwendig, daher werden die notwendigen Maßnahmen in einem Paket gebündelt.


3. Rechenanlage

Das Rechengebäude wurde 1985 in Stahlbetonbauweise errichtet (Sichtbeton). Das Gebäude besitzt keine Wärmeisolierung. Dies führt in der kalten Jahreszeit dazu, dass sich Kondenswasser an Wänden und Decken niederschlägt. Eine Zwangsbelüftung (Ventilator) ist ebenfalls nicht vorhanden. Von der SAG wird vorgeschlagen, das Gebäude mit einem Vollwärmeschutz zu versehen. Ein Ventilator zur Zwangsbelüftung sollte kurzfristig eingebaut werden.

Die Rechen wurden 1986 in Betrieb genommen und sind somit 18 Jahre alt. Der Feinrechen weist hohe Verschleißerscheinungen auf. Er sollte mittelfristig ausgetauscht werden.

Zur Rechengutbehandlung steht eine Presse zur Verfügung. Eine Auswaschung wurde vom Kläranlagenpersonal provisorisch eingebaut. Ein Effekt ist vorhanden, kann aber nicht zufriedenstellen. Die Presse sollte mittelfristig gegen eine Rechengutwaschpresse ausgetauscht werden.


4. Nachklärung

Die Nachklärbecken I und II stammen aus dem Jahr 1973, das Becken III aus dem Jahr 1990. Bei den Becken I und II sind mittelfristig die Dehnfugen zu sanieren. Die Laufflächen haben Schadstellen. Beim Becken III ist die Lauffläche des Räumers schadhaft. Die Laufflächen (Beckenkronen) müssen kurz- bis mittelfristig saniert werden. Zur Sanierung wird eine Abdeckung der Räumerlaufbahn mit Edelstahlblechen vorgeschlagen. Damit kann eine dauerhafte und hochwertige Laufbahn erzeugt werden.


5. Regenüberlaufbecken auf der Kläranlage

Das RÜB wurde 1986 gebaut. Es hat keine Betonschäden. Die Dehnfugen sind schadhaft und müssen saniert werden.

Die derzeitige Beckenreinigung mittels eines Räumers ist mangelhaft. Zur Vermeidung von Geruchsbelästigungen ist die personalintensive manuelle Nachreinigung per Schlauch notwendig. Mit dem Einbau von Spülkippen kann Abhilfe geschaffen werden. Die Kippen lassen sich mit Brauchwasser füllen.


6. Sand- und Fettfang

Dieser wurde 1985/1986 errichtet. Betontechnologisch ist das Bauwerk in Ordnung. Die Dehnfugen müssen mittelfristig saniert werden. Die technische Ausrüstung (Räumer, Belüftung, Sandpumpe, Fettpumpe) stammt aus dem Jahr 1986. Das Bodenräumschild wurde im Juni 2004 durch das Kläranlagenpersonal instandgesetzt. Die Belüftung ist in Ordnung. Ein Sandwaschklassierer ist nicht vorhanden. Im Hinblick auf die zukünftigen Kosten der Sandentsorgung sollte mittelfristig die Nachrüstung geprüft werden. Der Sand wird durch ein solches Gerät gereinigt und in als Baustoff verwendbare Fraktionen getrennt, muss dann also nicht mehr teuer entsorgt werden.


7. Kreislaufwasserführung und Rücklaufschlammpumpwerk

Das Pumpengebäude selber hat geringe Betonschäden, die mittelfristig saniert werden müssen. Die Gerinne haben Schäden an den Dehnfugen. Die Betonflächen weisen ebenfalls Schäden auf, sie sind zu strahlen und neu zu beschichten. Die Sanierungsarbeiten sind kurz- (Fugen) bis mittelfristig auszuführen.

Die Schneckenpumpwerke selber sind in Ordnung. Die Lager (Verschleißteile) wurden 1998 bzw. 2002 ausgetauscht. Die vorhandenen Korrosionsstellen sind mittelfristig zu entrosten und zu beschichten.


8. Fäkalienannahmestation

Nach der Umsetzung der Abwasserkonzeption und der Satzung über die Entsorgung der Kleinkläranlagen und Gruben ist verstärkt mit der Anlieferung von Fäkalien und Klärschlämmen von kleineren Anlagen zu rechnen. Eine Annahmestation bzw. ein Pufferbehälter ist nicht vorhanden. Eine Fäkalienannahmestation sollte daher kurz- bis mittelfristig errichtet werden.

Vorgeschlagen wird, eine Station mit Feinstrechen bzw. Sieb aufzustellen. Mit dem Rechen bzw. Sieb werden störende Inhaltsstoffe entfernt. Die Fäkalien sind hoch konzentriert und können direkt in den Vorlageschacht der Faulturmbeschickungspumpen gegeben und in den Faulturm gepumpt werden.


9. Betriebsgebäude

Darunter werden die Schaltwarte, Labor, Werkstatt, Aufenthaltsraum, Büro, Sanitäranlagen, usw. verstanden. Mittel- bis langfristig ist das Gebäude innen und außen mit einem neuen Anstrich zu versehen. Dies kann ggf. der Werkhof vornehmen. Die Herrentoilette im OG ist mittelfristig sanierungsbedürftig.


10. Hochwasserschutz

Die Kläranlage Vogelholz liegt in der Flussaue des Kochers. Bei hohen Wasserständen im Kocher gibt es einen Rückstau in die Nachklärbecken. Die Nachklärung funktioniert dann nicht mehr einwandfrei.

Bei Hochwasser steht die Anlage zu weiten Teilen (Nachklärung, Biologie, Vorklärung, usw.) unter Wasser und muss außer Betrieb genommen werden.

Eine Verbesserung der Situation ist durch den Bau eines Hochwasserschutzdamms und eines Pumpwerks erreichbar. Es ist zu prüfen, ob hierfür Fördermittel in Anspruch genommen werden können.


11. Belebungsbecken / Gebläsestation

Die Becken wurden im Zuge der Erweiterung der Biologie 1973 gebaut. Sie sind betontechnologisch in gutem Zustand.

Die Lufteinblasung erfolgt mit insgesamt 3 Turbo-Gebläsen. Über eine Sammelluftleitung wird diese zur N-Zone geblasen und auf die Becken verteilt. Eine exakte Verteilung nach dem Sauerstoffbedarf der einzelnen Becken ist aufgrund der vorhandenen Regelschieber (Plattenschieber) nicht möglich.

Um die Luftverteilung auf die Becken exakter (bedarfsorientiert) zu bewerkstelligen, sollten die jetzt eingebauten Flachschieber gegen Blendenregulierschieber ausgetauscht werden.

Die Gebläse stammen aus dem Jahr 1990 und sind noch in Ordnung. Im Zuge der in einigen Jahren anstehenden Ersatzbeschaffung ist über eine andere Belüftungskonzeption und Gebläseart nachzudenken.


12. Gasverwertung

Das anfallende Faulgas wird im Gasspeicher (750 m³) zwischengespeichert und in der Gasmotorenanlage verwertet bzw. in der Heizung verbrannt. Der Gasspeicher wurde 2003 neu errichtet.

Die Gasmotoren (Baujahr 1984) sind in Ordnung. Lediglich die Steuerung ist zwischenzeitlich veraltet. Eine Ersatzbeschaffung der Motoren und der Steuerung ist mittel- bis langfristig notwendig bzw. bei Bedarf (Ausfall).


13. Schaltwarte und Prozessleitsystem

Die Schaltwarte wurde 1991 errichtet. Das Prozessleitsystem (PLS) wurde 2000 erneuert. Aufgrund der raschen Entwicklung im Bereich der Mess-, Steuer- und Regeltechnik ist davon auszugehen, dass die Anlagenteile bis spätestens 2010 überaltert sind und es zunehmend schwieriger wird, Ersatzteile zu beschaffen. Die Schaltanlage und das Prozessleitsystem, einschließlich der Messtechnik, ist somit langfristig zu erneuern.


Die Kosten für die Einzelmaßnahmen und die Sanierungsabschnitte sind in der Anlage aufgelistet.

Aus heutiger Sicht wären bis 2014 Gesamtinvestitionen von rund 2,8 Mio. € notwendig. Deren Realisierung sollte in Jahresabschnitten von ca. 250.000 - 300.000,- € stattfinden, wobei die Zeitplanung nicht als fester Rahmen zu sehen ist. Anpassungen bei der Erstellung der kommenden Wirtschaftspläne sind im Hinblick auf ggf. geänderte Prioritäten und die jeweilige wirtschaftliche Gesamtsituation des Eigenbetriebes Abwasserbeseitigung möglich.


B e s c h l u s s :

Der BPA nimmt das Sanierungskonzept für die Kläranlage Vogelholz grundsätzlich zustimmend zur Kenntnis. Die jeweiligen Sanierungsschritte werden dem Gemeinderat gesondert zur Abstimmung gestellt.

(einstimmig - 17 -)


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