§ 42/1 - Rede Stadträtin Andrea Herrmann (öffentlich)

Aus Ratsinformationssytem Schwäbisch Hall
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Sachvortrag:

Sehr geehrte Frau Kraiss,

meine Damen und Herren,

obwohl ich ja bekanntermaßen keine Frau großer Reden bin, ist es mir doch ein Anliegen zu Ihrer Verabschiedung, liebe Frau Kraiss, ein paar Worte zu sagen.

Ich hab' nicht die vielen, vielen Stunden, Tage und Wochen gezählt, die sie in diesem Gemeinderat zugebracht haben, wenngleich hierbei sicher eine stattliche Zahl herausgekommen wäre, sondern ich hab' mir noch einmal vor Augen geführt, wie ich Sie oder wie wir Sie hier in diesem Rat erlebt haben.

Und da muss ich sagen, als ich 94 als Neuling in diesen Stadtrat kam und Ihnen erstmals begegnet bin, war mein erster Eindruck: diese Frau Kraiss ist resolut, impulsiv und emotional und vor allem weiß sie ganz genau was sie will.

Und dieser erste Eindruck hat sich in all den Jahren verfestigt. Und was mir auch schnell klar wurde: Das was Sie anpacken, machen Sie mit viel Herzblut, mit Hartnäckigkeit, großem Engagement und Sachverstand.

Und Sie haben ne ganze Menge angepackt:

So haben Sie viele Jahre für die Stelle der Frauenbeauftragten gekämpft, Sie haben sich unermüdlich für die Stelle eines Kulturbeauftragten eingesetzt,

Sie haben das Thema Kultur immer und immer wieder auf die Tagesordnung gesetzt, und das Hällisch-Fränkische Museum war und ist Ihnen immer eine Herzensangelegenheit.

Sie haben sich für die Städtepartnerschaften eingesetzt und für die Aussöhnung mit den ehemaligen jüdischen Mitbürgern. Und Ihre Initiative war es auch, die ehemaligen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen nach Schwäbisch Hall einzuladen und zumindest symbolisch zu entschädigen.

Dafür sei Ihnen nochmals gedankt.

Sie haben keinen Konflikt gescheut, auch nicht mit den eigenen Parteigenossen.

Sie haben sich für den Erhalt der städtischen Galerie eingesetzt und für das Kulturzentrum Löwenbrauerei.

Sie haben für den Denkmalschutz gekämpft, wie beim Dreikönig, beim Farbenpfau oder dem Ritterareal.

Und wenn ich's rückblickend betrachte, dann haben wir doch auch manches Mal Seite an Seite gekämpft.

Enorm war auch Ihr Einsatz für die GWG, die städtische Wohnungsbaugesellschaft, in der sie lange Jahre als stellvertretende Vorsitzende aktiv waren, und in die Sie viel Zeit und Kraft investiert haben.

Und unbedingt erwähnen möchte ich noch die Pionierarbeit, die Sie für uns Frauen hier im Gemeinderat geleistet haben. Als Sie 1980 in den Gemeinderat gewählt wurden, waren Sie gerade mal die 6. Stadträtin in diesem Parlament und hatten zusammen mit Edith Bartenbach und Sigrid Müller absoluten Exotenstatus. Damals noch als Herr Stadtrat Eva Maria Kraiss angesprochen, haben Sie für uns Frauen Rechte erkämpft, die uns heute ganz selbstverständlich erscheinen. Trotzdem hat man es als Frau in der Politik auch heute noch schwer, davon kann ich ein Lied singen.

Aber auch hier waren Sie es, die über Parteigrenzen hinweg Frauensolidarität bewiesen und den Herren auf die Finger geklopft hat, wenn sich einer mal wieder total danebenbenahm. Auch dafür sei Ihnen gedankt.

Liebe Frau Kraiss,

dass Sie jetzt nach 23 Jahren kommunalpolitischer Knochenarbeit und enormem Einsatz für's Gemeinwohl nicht mehr weitermachen wollen, dass Sie Ihre Konsequenzen und damit einen Schlussstrich ziehen, ist zwar bitter für uns, denn uns fehlt eine Mitstreiterin, aber es passt zu Ihnen und zu Ihrer Gradlinigkeit.

So wünsche ich Ihnen alles Gute für die Zukunft, mehr Zeit für Ihre Hobbys, fürs Reisen und Fotografieren und für Ihre Autorentätigkeit.

Und ich bin mir sicher, dass wir auch zukünftig von Ihnen hören werden, denn wer 23 Jahre lang engagiert wie Sie Kommunalpolitik betrieben hat, wird auch in Zukunft zu den Problemen unserer Stadt Stellung beziehen. Dessen bin ich mir ganz sicher.

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