§ 209 - Aufforstungs- und Revitalisierungskonzept Wettbachtal (öffentlich)

Aus Ratsinformationssytem Schwäbisch Hall
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Sachvortrag:

Die Stadtwerke Schwäbisch Hall sind gemäß Landeswaldgesetz verpflichtet, die zur Erstellung des Windparkes Kohlenstraße gerodeten Waldflächen flächengleich wieder aufzuforsten. Dieselbe Verpflichtung für einen gerodeten Waldbereich des Gewerbeparkes Schwäbisch Hall-West ist auch die Stadtverwaltung eingegangen. Zur Nutzung von Synergieeffekten wurde ein gemeinsames landschaftsplanerisches Aufforstungskonzept im Bereich des Wettbachtales zwischen Ostumfahrung und Weckrieden erstellt. Ergänzend wird auch der verbleibende Talraum und Gewässerverlauf des Wettbaches überplant, wodurch im Zuge einer Revitalisierung des Gewässers und seiner Aue- und Quellflächen ein vielgestaltiger, abwechslungsreicher Landschaftsraum mit hoher Biodiversität entwickelt wird. Diese ökologischen Verbesserungen sind als Ökopunkte über ein Ökokonto für andere Eingriffe in Natur und Landschaft der Stadtwerke und der Stadt anrechenbar.

Durch die Konzeption wird auf die Funktionen der im Planungsraum vorhandenen Grünzäsur des Regionalplans Heilbronn-Franken in hohem Maße eingegangen.

Luftaustausch, Erholung, Siedlungszäsur, Naturschutz und Landschaftspflege.

Teilbereich 1: Ersatzaufforstung als Erholungswald
Zur Erhöhung der Biodiversität und Verbesserung der kleinklimatischen Bedingungen wird vorgeschlagen, an der südlichen Hangschulter des Talraumes Baumanpflanzungen, optisch angelehnt an kulturell bedeutsame Streuobstwiesen, zu etablieren. Weiter nach Norden hin könnten längerfristig vorhandene Lücken im Baumbestand geschlossen werden, um die Ortslage von Weckrieden in die Landschaft einzubinden. Weiterhin wird eine kleinere Waldinsel als Trittstein zur freien Landschaft hin entwickelt. Denkbar ist eine Ersatzaufforstung als Erholungswald mit der Anpflanzung von Obst- und Wildobst­bäumen wie Wildapfel, Mostbirne, Elsbeer, Vogelkirsche, Speierling, Steinweichsel, Zwetschge etc. in Kombination mit Waldbäumen wie Eiche, Ulme, Feldahorn und Walnuss. Teilweise abgängige, vorhandene Baumbestände werden als Biotop integriert.
Die Gehölze sollen als schwache Hochstämme rasterförmig im Verband gepflanzt werden und eine regelmäßige Kronenpflege, bzw. Wertastung mit dem Ziel eines Kronenschlusses mit den Nachbarbäumen erhalten. Zum Zurückdrängen von sukzessiv aufgehenden Gehölzen sollen zeitlich versetzte Mähgänge, oder auch eine Beweidung mit verschiedenen Nutztierrassen erfolgen.
Damit die erholungssuchende Bevölkerung die Gewässeraue auch langfristig noch wahrnehmen kann, werden zwischen den blockweisen Anpflanzungen ein intensiver gepflegtes Grünland auf sich zur Aue hin öffnenden Aussichtsschneisen entwickelt.

Teilbereich 2: Revitalisierung Oberer Wettbach
Der begradigte Obere Wettbach weist als öffentliches Gewässer II.Ordnung in kleinräumig wechselnden Abschnitten unterschiedliche ökomorphologische Defizite auf. Der ursprünglich geradlinige Verlauf wird punktuell durch im Querprofil aufgekommenen Bewuchs entstandene Böschungsanbrüche und durch eine schon ältere, ca. 50 Meter lange, durch eine Gestaltungsmaßnahme entstandene Gewässerteilung, positiv unterbrochen. In diesen Bereichen ist schon jetzt ein leichter Fließwechsel im Längsprofil zu beobachten. Abschnittweise besteht der Uferbewuchs aus Strauchweiden mit einer monotonen Gehölzstruktur und Ausformung. Nur im nordwestlichen Abschnitt ist das Querprofil flach und Einzelbaumbestanden so, dass sich der Wettbach hier bei erhöhtem Wasserstand in die Aue ausbreiten kann.
Um die ökomorphologischen Defizite der geraden Linienführung und des eingetieften Regelprofiles zu verbessern und zu entschärfen, wird vorgeschlagen, an geeigneten Abschnitten das Gewässer in die ursprüngliche Gewässeraue zu verlegen. Im Zuge dieser Gewässerverlegung sollte der Wettbach durch die Erstellung von unregelmäßig angeordnete Stillen und Schnellen im Längsprofil, sowie sehr flachen Querprofilen in seiner Struktur revitalisiert werden. Im westlichen Planbereich soll das Oberflächenwasser des Baugebietes Wolfsbühl im offenen Graben zum Wettbach geführt werden.  Im Zuge dieser Gestaltungsmaßnahmen soll der vorhandene Bewuchs mit Strauchweiden sehr stark reduziert und durch eine lückige Einzelanpflanzung mit Schwarzerle, Schwarzpappel und Stieleiche ersetzt werden.

Maßnahmen zur Erholungsvorsorge und Information für die Bevölkerung
Das Plangebiet stellt den direkten Naherholungsbereich des neuen Baugebietes Wolfsbühl und der nördlichen Kreuzäckersiedlung dar und weist deutliche Anzeichen von Vernachlässigung und nachlassender Wertschätzung gegenüber der natürlichen Ausstattung auf. Die noch vorhandenen alten Obstgehölze sind teilweise abgängig und ungepflegt. Lediglich eine Sitzbank steht als Aufenthaltsmöglichkeit zur Verfügung. Die einzige zusätzliche Aufenthaltsmöglichkeit befindet sich ganz im Osten im Bereich der Brücke der Ostumfahrung über den Wettbach. Es ist keinerlei Talquerung und Zugang zum Gewässer möglich. Das vorhandenes Grünland bildet einen sehr geringen Blühaspekt, wird mehr als zweimal /Jahr gemäht und ist offensichtlich stark gedüngt.
Zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität wird vorgeschlagen, an mehreren Aussichtspunkten gestaltete Orte mit Sitzgelegenheiten, mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Ein geschwungener, zentraler Fußweg mit einem Lern- und Informationsort am Gewässer soll eine Talquerung ermöglichen. Durch die Revitalisierung der Wiesenflächen wird ein artenreicher Blühaspekt und ein abwechlungsreicher Naturerlebnisraum geschaffen.

Der Ortschaftsrat Weckrieden wurde über das Vorhaben informiert.

Anlage 1: Übersichtsplan
Anlage 2: Aufforstungs- und Revitalisierungskonzept
Anlage 3: Luftbild

 

Frau Balzer führt aus, dass die Stadtwerke Schwäbisch Hall durch den Windpark Kohlenstraße verpflichtet wurden, Ausgleichsmaßnahmen zu treffen. Einerseits handelt es sich bei diesen Ausgleichsmaßnahmen um die Anlage von Feuchtbiotopen am Leipersberg - diese Maßnahme ist bereits umgesetzt. Da für den Windpark Kohlenstraße jedoch auch 4 ha Wald gerodet wurde, muss auf der anderen Seite auch eine Aufforstung erfolgen.
Frau Balzer berichtet von erheblichen Schwierigkeiten, innerhalb des Stadtgebiets Flächen zu finden, die aufgeforstet werden können. In Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Tübingen/ ForstBW konnten nun Flächen entlang des Wettbachs gefunden werden. Da auch die Stadt Schwäbisch Hall Aufforstungsmaßnahmen generieren muss, wurden die Flächen der Stadtwerke und der Stadt zusammengelegt und mit einem Aufforstungskonzept versehen. Von der Aufforstungskommission wird die Aufforstung nur in Verbindung mit einer Renaturierung des Wettbaches für sinnvoll gehalten.

Oberbürgermeister Pelgrim hebt hervor, dass er es für sinnvoll hält, eine zusammenhängende große Ausgleichsmaßnahme zu machen anstatt vieler kleinerer Maßnahmen.

Stadtrat Bay kritisiert, dass durch diese Maßnahme wertvolle Flächen der Land- und Forstwirtschaft entzogen werden.

Stadtrat Dr. Graf von Westerholt bittet darum, diese Maßnahme einmal vor Ort vorzustellen und vor allem den Ortschaftsrat Weckrieden mit einzubeziehen.

Beschluss:

Der Gemeinderat nimmt die Konzeption im Wettbachtal befürwortend zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, die Maßnahmen der Stadtwerke positiv zu unterstützen und eine Ersatzaufforstung für die Waldumwandlung im Gewerbepark Schwäbisch Hall-West zu beantragen.
(14 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen, 2 Enthaltungen)

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