TOP 2 - Sachstandsbericht Jugendforum 2021 (öffentlich)
Sitzungsvorlagen-Nummer: 56/22
Sachvortrag:
Am 20. Oktober 2021 fand in der Aula des Schulzentrums West (SZW) das vierte Jugendforum in Schwäbisch Hall statt. Insgesamt 102 Jugendliche, jeweils ein Mädchen und ein Junge der Klassenstufe 8 - 12 nahmen am Jugendforum teil. Aus der Waldorfschule und der Sibilla-Egen-Schule haben keine Schülerinnen und Schüler teilgenommen. Hospitiert haben drei Jugendliche aus Neustrelitz.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Erik Flügge, Geschäftsführer der Kommunalberatung SQUIRREL & NUTS GmbH Köln. Erik Flügge entwickelt Beteiligungsformate und zählt bundesweit zu den profilierten Moderatoren. Er moderierte das Jugendforum bereits zum vierten Mal.
Beim Gallery Walk kamen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, Oberbürgermeister, Erster Bürgermeister und Verantwortliche der Stadtverwaltung mit den Jugendlichen ins Gespräch. Die Jugendlichen präsentierten ihre Ideen und Vorschläge originell und spritzig als Flipchartsbeiträge.
Insgesamt bildeten sich 15 Projektgruppen:
- Schulrenovierung durch Schülerprojekte
- Digitalisierung an Schulen
- Schulausflüge
- Snackautomat
- Sportangebote und Sportplätze
- Omnibusverbindungen
- Sitzbänke an Bushaltestellen
- Fahrradwege
- WETO-Formbase
- Spielplatzgestaltung / “Tornado“
- Schutz des Kulturguts
- Öffentliche Toiletten
- Städtepartnerschaften mit Jugendlichen
- Beratungsangebot für Jugendlichen
- Jugendtreffs
Die Projektgruppen Schulausflüge, Spielplatzgestaltung und Jugendtreffs sind nicht zustande gekommen. Die Jugendlichen wurden mehrfach zu Treffen eingeladen, haben sich teilweise nicht zurück gemeldet oder oftmals geäußert, terminlich zu sehr eingespannt zu sein, um an den Projektgruppen teilnehmen zu können.
1. Schulrenovierung
Gemeinsam mit Frau Brucker, Schulsozialarbeiterin am SZW, überlegt die Projektgruppe, wie sie einen Innenhof des Schulgeländes neu gestalten können. Ein Gespräch mit Frau Fürle dazu hat bereits stattgefunden. Die Schülerinnen und Schüler sind im Austausch mit ihr und strukturieren ihre Ideen.
2. Digitalisierung an Schulen
Zum ersten Treffen kam eine Schülerin. Zu einem zweiten Treffen wird noch einmal eingeladen.
3. Snackautomat
Die Schülerinnen und Schüler schildern ihren Wunsch nach Snackautomaten in den Schulen. Zum einen sind diese unabhängig von Öffnungszeiten des Bäckerverkaufsstands und zum anderen können somit die stets langen Schlangen an den Verkaufsständen entzerrt werden.
Ein Versuch soll gestartet werden mit jeweils einem Automaten im SZW und SZO. Wenn diese gut angenommen werden, kann das Modell ausgeweitet werden. Ein Antrag soll dazu im Gemeinderat gestellt werden. StR Dr. Döring und StR Reichert unterstützen das Anliegen.
Ein zweites Treffen fand am SZW mit den Schulleitungen, Frau Fürle und Herrn Schröder, statt. Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern wurden Alternativen zum Snackautomaten diskutiert. Geplant ist das Thema in die SMV einzubringen.
Analog zum Treffen am SZW ist ein Treffen mit den Schulleitungen im SZO geplant.
4. Sportangebote und Sportplätze
Vereinbart wurde, dass die Jugendlichen eine Umfrage an den Schulen starten, um den tatsächlichen Bedarf besser benennen zu können.
5. Omnibusverbindungen
Das erste Treffen im November 2021 diente der Herausarbeitung der Schwerpunkte: bessere Omnibus-Taktung, Öffentlichkeitsarbeit für Busnutzung, autofreier Samstag in Verbindung mit dem Nachhaltigkeitstag, Förderung von Second-Hand-Läden, großes Parkhaus außerhalb des Stadtkerns & Pendelverkehr mit Bussen. Beim zweiten Treffen im Januar 2022 wurde die Umsetzung einzelner Maßnahmen erörtert. Das Thema „Mobilität“ stand im Mittelpunkt. Frau Kühnel vom Kreisverkehr ist zum nächsten Treffen eingeladen, die Schülerinnen und Schüler erarbeiten dazu einen Fragenkatalog und Herr Weis wird verschiedene Möglichkeiten für eine Umsetzung eines „autofreien Samstags“ vorstellen. Des Weiteren wurde von den Teilnehmenden weitere Themen wie eine Kleidertauschparty mit Modenschau eingebracht. Die Schülerinnen und Schüler sammeln Kontaktdaten von Unverpackt-/Bio-/Secondhandläden für einen Flyer.
6. Sitzbänke an Bushaltestellen
Die teilnehmenden Jugendlichen bemängelten die wenigen Sitzgelegenheiten an der Bushaltestelle des SZW. Herr Thamm vom Fachbereich Planen und Bauen weist darauf hin, dass es etwa 3 - 4 Monate dauern kann bis neue Sitzgelegenheiten angebracht werden können. In der Überlegung ist, an Haltestellen mit Überdachung Sitzgelegenheiten anzubringen.
7. Fahrradwege
Um dem Anliegen „sichere Fahrradwege“ noch mehr Gehör zu verschaffen, wurde die Gründung einer AG-Schulradwege vorgeschlagen. Eine Rückmeldung gibt es dazu noch nicht.
8. WETO-Formbase
Die anwesenden Jugendlichen sind der Meinung, dass es ein „konstantes“ Beteiligungsformat braucht, damit die Interessen von Jugendlichen nachhaltig Gehör finden. Das Format „Jugendgemeinderat“ wird als Format beschrieben, das eher Jugendliche anspricht, die politisch bereits orientiert sind. Dieses Format bilde oftmals nicht den Querschnitt aller Jugendlichen ab. Um „alle“ Jugendlichen anzusprechen, sei es besser über neue, innovative Beteiligungsformate nachzudenken. Das Jugendforum reiche nicht aus, da die Arbeitsgruppen eher einen Projektcharakter haben und weniger zu einer Verstetigung der Jugendbeteiligung beitragen.
9. Schutz des Kulturguts
Die Jugendlichen nehmen im Stadtbild Schmierereien und illegale Graffiti wahr und wünschen sich deren schnellere Beseitigung.
Verkleinerte Modelle historischer Gebäude könnten die Kreisverkehre verschönern und auf die Historie der Stadt explizit hinweisen (Tischvorlage).
10. Öffentliche Toiletten
Die Jugendlichen kritisierten beim Jugendforum, dass nicht ausreichend bekannt sei, wo es in Schwäbisch Hall öffentliche Toiletten gibt. Außerdem seien die öffentlichen Toiletten oftmals stark verschmutzt. Herr Lindenmeyer informierte die Gruppe über die Standorte der öffentlichen Toiletten. Vereinbart wurde, dass Google Maps aktualisiert werden soll, damit die öffentlichen Toiletten besser zu finden sind.
Außerdem informierte Herr Lindenmeyer, dass die öffentlichen Toiletten täglich gereinigt werden, zusätzlich gibt es zwei Sichtreinigungen ,d. h. Toiletten werden nach Bedarf bzw. „nach Sicht“ gereinigt. Täglich findet eine Vollreinigung statt. Saubere Toiletten sind wichtig. Nutzerinnen und Nutzer sind aufgefordert, auf Sauberkeit nach dem Toilettengang zu achten. Eine Erhöhung der Reinigungsintervalle würde vermutlich nichts bringen. Nette, lustige Piktogramme können vielleicht helfen, mehr auf Sauberkeit zu achten.
Ein weiteres Treffen ist nicht vorgesehen.
11. Städtepartnerschaften mit Jugendlichen
In der aktuellen Lage sind persönliche Austausche nicht möglich, dafür virtuelle Begegnungen. Angedacht wurde auch eine „Konferenz“ als Jugendbegegnung. Bei Besuchen in den Partnerstädten könnten künftig Schülerinnen und Schüler mit zu den offiziellen Delegationen gehören. Die Teilnahme von Jugendlichen aus Neustrelitz am Jugendforum wurde als sehr bereichernd erlebt. Die Jugendlichen sind weiter in Kontakt. Angeregt wurde den Austausch themenbezogen zu erweitern.
In der Vergangenheit gab es verschiedene Schüleraustausche mit den Partnerstädten. Mit Epinal besteht seit 1964 ein schulübergreifender Schüleraustausch. Die Organisation liegt aktuell bei einer Lehrerin vom Evangelischen Schulzentrum Michelbach. Allerdings ist das Interesse an Deutsch als Fremdsprache seit Jahren rückläufig, so dass auch in Epinal weniger Schülerinnen und Schüler Deutsch lernen. Der Schüleraustausch mit Karesi ruht seit 2015 aufgrund von Veränderungen bei den Lehrkräften sowie der Entwicklung der politischen Lage in der Türkei. 2019 war eine Schülergruppe im Rahmen eines Engagement Global Projektes zum Thema Müllreycling und Mülltrennung in Schwäbisch Hall. Mit Zamość gab es einen Schüleraustausch mit dem Gymnasium St. Michael, sowie von Schülergruppen von Bogdan Klimczuk im Rahmen von Erasmus+Projekten mit den Gewerblichen Schulen. Aktuell sind als Fortsetzung des BEACON-Projektes gemeinsame Baumpflanzungen mit Schülergruppen in Planung. Der letzte Schüleraustausch mit Loughborough fand 2004 statt. Mit Lappeenranta gab es 2016 und 2019 einen Austausch zwischen den Musikschulen. Aktuell gibt es einen Austausch zwischen Lehrkräften an weiterführenden Schulen.
12. Beratungsangebot für Jugendlichen
Schülerinnen berichten, dass sie sich mehr Aufklärung zu Themen wie Angstzustände, Depressionen oder Essstörungen wünschten. Die unterschiedlichen Krankheitsbilder finden sich gehäuft unter Schülerinnen und Schüler, leider gäbe es zu wenige Möglichkeiten, um Hilfe zu erhalten. Zu einem 2. Treffen der Projektgruppe wurde die Erziehungs- und Familienberatungsstelle eingeladen.
Zwischenergebnis: Der Vorschlag, interessierte Schülerinnen und Schüler als Ansprechpersonen für betroffene Schülerinnen und Schüler zu Schulen, fand Zustimmung. Das Präventionsprojekt „Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule“ von Irrsinnig Menschlich e. V. wird ergänzend dazu recherchiert.
Zusammenfassung und Ausblick
Von den 102 teilnehmenden Jugendlichen am Jugendforum haben sich 97 Jugendliche mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse für die Teilnahme in einer der Projektgruppen gemeldet. Die Teilnahme an den Projektgruppen war deutlich geringer. 37 Jugendliche haben sich bislang in einer der Projektgruppe beteiligt. Die anderen Jugendlichen konnten aufgrund von Erkrankungen, Quarantäne oder anderen Terminen nicht teilnehmen oder reagierten nicht auf Einladungen zu den Projektgruppen. Häufig äußerten Schülerinnen und Schüler, dass sie viel für die Schule tun müssten. Schulschließungen und Homeschooling in der Corona-Pandemie haben sicherlich mit dazu beigetragen, dass Lernrückstände „aufgeholt“ werden müssen.
Die teilnehmenden Jugendlichen brachten sich engagiert und motiviert ein. Teilweise waren sie überrascht, wie schnell ihre Anliegen aufgenommen und umgesetzt wurden. Sie fühlen sich ernst genommen und bringen das auch zum Ausdruck.
Jugendbeteiligung lebt von positiven Mitmacherfahrungen. Damit möglichst viele Jugendliche sich beteiligen können, soll die Arbeit in den Projektgruppen künftig transparenter gestaltet und die Arbeitsergebnisse auf einer Jugendseite der städtischen Homepage präsentiert werden. So können sich auch Jugendliche einbringen, die nicht am Jugendforum teilnehmen konnten.
Die Projektgruppe „WETO-Formbase“ setzt sich für eine Erweiterung des Beteiligungsformats ein. Großes Interesse fand hier die „Jugenddelegation“. Sie ist ein Modul des „Herrenberger Modells“, das aus einem Mix verschiedener Methoden besteht, da unterschiedliche Formen die unterschiedlichen Jugendlichen unterschiedlich gut erreichen. Die Jugenddelegation wird nicht gewählt, Engagementbereitschaft und Motivation der Jugendlichen allein sind Legitimation. Die Jugenddelegation hat Anhörungs-, Antrags- und Vorschlagsrecht im Gemeinderat. Ein erster Informations- und Erfahrungsaustausch mit der Fachstelle Jugendbeteiligung in Herrenberg fand bereits statt. Die Ergebnisse wurden mit den teilnehmenden Jugendlichen der Projektgruppe „WETO-Formbase“ diskutiert.
Um das Konzept der Jugendbeteiligung in Schwäbisch Hall zu verbreitern und fortzuschreiben soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden mit Fachkräften, die „nah dran“ sind an Jugendlichen, z. B. in der Schulsozialarbeit und in der mobilen, kirchlichen, offenen oder verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit, bei den freien Trägern der Wohlfahrtspflege oder im Sport.
Das nächste Jugendforum wird am 18.10.2022 stattfinden. Als bestens bewährter Moderator konnte dafür wieder Erik Flügge gewonnen werden. Das Beteiligungsmodell soll in den nächsten Monaten an den weiterführenden Schulen neu vorstellen und besser bekannt gemacht werden.
Anlage: Tischvorlage Fotos der Projektgruppe "Schutz des Kulturguts"
Beschlussfassung:
Der Sachvortrag wird zur Kenntnis genommen.
(ohne Abstimmung)